Luftfahrtberichte
Halbjahreszahlen zur Lage der deutschen Luftfahrt 2020
Nachdem der weltweite Luftverkehr in den Monaten von März bis April dieses Jahres fast vollständig zum Erliegen gekommen war, läuft er seit Juni nur langsam wieder an. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) stellte jetzt die Halbjahresbilanz und erste Ergebnisse der Entwicklung in diesem Sommer vor. Demnach ist für das gesamte erste Halbjahr in Deutschland ein Rückgang des Passagierluftverkehrs um 66 Prozent (weltweit 53 Prozent) zu verzeichnen. Insgesamt ging der Passagierverkehr aus und nach Deutschland damit sogar noch stärker zurück als im weltweiten und europäischen Schnitt.
Auch im bisherigen Sommer bleibt die Entwicklung hinter den Erwartungen zurück. Seit Juni 2020 nehmen die deutschen und ausländischen Fluggesellschaften ihre Flugverbindungen schrittweise wieder auf. Ab europäischen Flughäfen finden im Zeitraum von Juli bis August im Vergleich zum Vorjahr wieder 40 Prozent der Passagierflüge statt. In Deutschland ist diese Entwicklung sogar noch geringer. Hier werden nur 33 Prozent der Passagierflüge wieder angeboten (27 Prozent der Inlandsflüge, 37 Prozent der Europaflüge und 21 Prozent der Interkontinentalflüge). Ende August geht diese Wiederaufnahmerate in Deutschland zudem leicht zurück. Die deutschen Flughäfen haben während der gesamten Krise ihre Betriebsfähigkeit aufrechterhalten, während gleichzeitig bis zu 95 Prozent der Einnahmen, wie beispielsweise aus dem Einzelhandel, fehlten.

„70 Prozent des Marktes sind weiterhin betroffen, weil es derzeit pandemiebedingte Reisebeschränkungen für Drittstaaten gibt – Spanien einbezogen sind es sogar 80 Prozent. Wenn wir wollen, dass der Luftverkehr sich wieder selber finanzieren kann, müssen die Blockaden enden. Eine Nachfrage ist da. Deswegen müssen wir weiter daran arbeiten, Reisebeschränkungen aufzuheben und gesundheitlich verantwortbare Alternativen für die derzeitigen blockierenden Regeln finden“, sagte Peter Gerber, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) bei der Vorstellung des Lageberichts. „Bereits im April hat die Luftverkehrswirtschaft Maßnahmen entlang der gesamten Reisekette mit den Behörden in Bund und Ländern etabliert, um gesundheitlich sicheres Fliegen zu gewährleisten. Jetzt braucht es insbesondere Maßnahmen für die Wiederaufnahme des Transatlantikverkehrs.“ Dazu gehöre etwa die Festlegung einzelner Destinationen zwischen den USA und Deutschland, zwischen denen dann mittels verbindlicher Vorabtests Infektionsrisiken vermieden werden können, so Gerber.
Dem Bericht des BDL zufolge ist die Entwicklung der Luftfrachtverkehre weltweit nicht so stark rückläufig wie das Passagiergeschäft. Gerade in der Coronakrise wurde die Systemrelevanz des Luftverkehrs für die Aufrechterhaltung der Lieferketten deutlich. Weltweit gingen die beförderten Frachtmengen in der ersten Jahreshälfte nur um 15 Prozent zurück. An den deutschen Flughäfen ist der Luftfrachtverkehr im ersten Halbjahr um 10 Prozent zurückgegangen.
Die Coronakrise und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Folgen für die Luftfahrtunternehmen haben die Unternehmen zu einer Reihe von Stabilisierungsmaßnahmen gezwungen. 83.000 Beschäftigte allein bei den deutschen Fluggesellschaften und Flughafengesellschaften sind in Deutschland in Kurzarbeit. „Wir erleben die tiefste Krise der zivilen Luftfahrt. Unsere Unternehmen arbeiten intensiv an der Zukunftssicherung der Arbeitsplätze und Standorte. Die zwingend erforderlichen Maßnahmen reichen von der Verkleinerung der Flotten und der Stilllegung von Terminalbereichen, über die Reduzierung des Flugangebotes bis hin zu Verhandlungen über den strukturellen Abbau von Arbeitsplätzen. Dieser radikale Sparkurs der Unternehmen ist alternativlos“, so Gerber. „Wegen der hohen Fixkosten und der Länge der andauernden Krise reichen unsere eigenen Maßnahmen aber nicht aus, um die Liquiditätslücken zu schließen. Zur Vermeidung von Insolvenzen sind daher staatliche Finanzierungsbrücken unumgänglich.“ Gerber trat aber dem Eindruck entgegen, der Steuerzahler müsse nun die Stabilisierungsbrücken bezahlen. „Die öffentliche Hand lässt sich diese sehr lukrativ zurückerstatten. Damit steigt in der Folge natürlich die Schuldenlast der Unternehmen. Aber wenn die Unternehmen die Insolvenz vermeiden wollen, kommen sie nicht darum herum, Vereinbarungen zu diesen staatlichen Finanzierungsbrücken zu treffen.“
Der BDL-Präsident nannte eine Reihe von weiteren staatlichen flankierenden Stabilisierungsmaßnahmen, um irreparable Strukturbrüche in der deutschen Luftfahrt zu vermeiden: „Die Kurzarbeiterregelung sollte bis mindestens 2022 verlängert werden. Zudem muss sichergestellt werden, dass auch die Flughäfen, die während der gesamten Krise ihren Betrieb aufrechterhalten haben, jetzt zügig Zugang zu Finanzierungsbrücken erhalten. Und der Bund muss Vorsorge treffen, um die massiven Einnahmeausfälle der Flugsicherung mit Mitteln aus dem Bundeshaushalt auszugleichen.“
Der Ausblick auf die weitere Zukunft lässt erwarten, dass sich der Luftverkehr erholen wird, aber nur schrittweise über einen längeren Zeitraum. Die IATA prognostiziert für 2020 einen Passagierverlust von minus 63 Prozent in Deutschland (minus 113 Millionen Passagiere) und damit verbundene Ertragsverluste in Höhe von 17 Milliarden Euro. In einem Szenario, das eine wirkungsvolle Impfung oder Medikation im Verlauf des Jahres 2021 unterstellt, geht der BDL davon aus, dass der Luftverkehr von und nach Deutschland im Jahr 2023 wieder 90 Prozent des Niveaus von 2019 erreicht, ab 2024 das Niveau von 2019 und dann entsprechend früherer durchschnittlicher Wachstumsraten von 3 Prozent pro Jahr zunehmen wird. Diesem Szenario zufolge wird damit künftig dauerhaft ein bestimmter Anteil potenzieller Passagiere statt realer Zusammenkünfte digitale Kommunikations- und Begegnungsinstrumente wählen.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
- Fluggesellschaften: Der Betrieb der Passagier-Fluggesellschaften ist weltweit beinahe vollständig zum Erliegen gekommen. Bezogen auf das erste Halbjahr hat der weltweite Luftverkehr mit -58% über die Hälfte der Nachfrage verloren. In Europa war diese Entwicklung mit -62% am stärksten und die deutschen Fluggesellschaften lagen wiederum mit -65% an der Spitze dieser negativen Nachfrageentwicklung. Im Juni zeigten sich leichte Erholungstendenzen – diese Entwicklung war aber in Europa am schwächsten ausgeprägt.
- Flughäfen: Im ersten Halbjahr 2020 gingen die Passagierzahlen weltweit insgesamt um -53% zurück, Europa lag hierbei mit -56% an der Spitze dieser Entwicklung. In Deutschland gab es ein Minus von 66 Prozent bei den Passagierzahlen. Der Einbruch der Passagierzahlen erfolgte über alle Verkehrssegmente: innerdeutsch -66,3 Prozent, innereuropäisch -67,5 Prozent und interkontinental -60,4 Prozent. Die deutschen Flughäfen haben während der gesamten Krise ihre Betriebsfähigkeit aufrechterhalten, während gleichzeitig bis zu 95 Prozent der Einnahmen, wie beispielsweise aus dem Einzelhandel, fehlten.
- Luftfracht: Die weltweit rückläufige Nachfrage nach Luftfracht erreichte im April ihren Tiefpunkt mit einem Minus von 28 Prozent der beförderten Frachtmenge. Insgesamt gingen die Frachtmengen in der ersten Jahreshälfte um -15 Prozent zurück. Der Luftfrachtverkehr an den deutschen Flughäfen ist in der ersten Jahreshälfte um 10 Prozent zurückgegangen. Die Entwicklung der Luftfrachtstandorte in Europa verlief höchst unterschiedlich: Während die Flughäfen mit Frachtexpressverkehr kaum geschwächt wurden oder sogar ein Plus verzeichnen konnten, erfuhren Flughäfen mit einem Fokus auf Beiladefracht einen ähnlichen Einbruch wie im Passagiergeschäft.
- Stabilisierungsmaßnahmen: Die Fluggesellschaften reduzieren ihr Flugangebot im Jahr 2020 um ca. 56 Prozent und verkleinern ihre Flotten. Flughäfen schließen zeitweise Terminalbereiche und Betriebsflächen. Die Unternehmen nutzen Kurzarbeit, um qualifizierte Fachkräfte in der Krise halten zu können: Allein bei den deutschen Fluggesellschaften und Flughafengesellschaften sind in Deutschland insgesamt 83.000 Beschäftigte in Kurzarbeit. Zudem gibt es Stabilisierungsmaßnahmen des Staates: Diese bestehen weitestgehend aus Krediten, in einzelnen Fällen auch aus Beteiligungen. Seit Mitte August haben die staatlichen Institutionen durch die EU-Kommission den rechtlichen Spielraum erhalten, auch den Flughäfen finanziell zur Seite zu springen.
- Preisentwicklung: Der Trend leicht steigender Ticketpreise aus dem Vorjahr hat sich fortgesetzt. Im Europaverkehr lagen die Preise rund 9 Prozent über den durchschnittlichen Werten von 2019, auch im innerdeutschen Verkehr zogen die Preise an. (Laut Statistischem Bundesamt sind die Werte für den Zeitraum April – Juni 2020 aufgrund geringer Fallzahlen weniger belastbar als in den Vormonaten)
- Flugbewegungen: Die von der DFS Deutsche Flugsicherung kontrollierten Bewegungen in und über Deutschland sanken im ersten Halbjahr 2020 um -53 Prozent – von 1.610.716 Flugbewegungen im ersten Halbjahr 2019 auf 757.945 Flugbewegungen im selben Zeitraum 2020. Diese Entwicklung betrifft sowohl die An- und Abflüge in Deutschland, wie auch die Überflüge. Im innerdeutschen Verkehr war der Rückgang etwas schwächer als bei den internationalen Flügen und Überflügen.
- Ausblick: Die IATA prognostiziert im Gesamtjahr 2020 in Deutschland einen Passagierrückgang um -63 Prozent – das entspricht 113 Millionen Passagieren – sowie einen Ertragsverlust der Fluggesellschaften von -17 Prozent. In einem Szenario, das eine wirkungsvolle Impfung oder Medikation im Verlauf des Jahres 2021 unterstellt, geht der BDL davon aus, dass der Luftverkehr von und nach Deutschland im Jahr 2023 wieder 90 Prozent des Niveaus von 2019 erreicht, ab 2024 das Niveau von 2019 und dann entsprechend früherer durchschnittlicher Wachstumsraten von 3 Prozent pro Jahr zunehmen wird. Diesem Szenario zufolge wird damit künftig dauerhaft ein bestimmter Anteil potenzieller Passagiere statt realer Zusammenkünfte digitale Kommunikations- und Begegnungsinstrumente wählen.
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Jahresbilanz zur Lage der deutschen Luftfahrt 2019
Jahresbilanz zur Lage der deutschen Luftfahrt 2019
Weltweit ist die Nachfrage nach Luftverkehr im Jahr 2019 weiter gewachsen. Mit 4,2 Prozent im globalen Passagierverkehr hat sich das Wachstum gegenüber dem Vorjahr aber leicht abgeschwächt. Im Frachtverkehr hat sich die weltweite Nachfrage mit einem Rückgang um 3,3 Prozent sogar reduziert. Die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften wuchs um 1,3 Prozent und damit unter dem weltweiten wie auch dem europäischen Schnitt. Ausschlaggebend hierfür war vor allem die Insolvenz von Germania im Januar 2019.
Die deutschen Flughäfen konnten die Zahl der an- und abfliegenden Passagiere im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent steigern. Dabei hat sich das Wachstum an den deutschen Flughäfen im Jahresverlauf deutlich abgeschwächt: Während die Nachfrage im ersten Halbjahr noch um 4,2 Prozent wuchs, war sie in der zweiten Jahreshälfte mit -0,7 Prozent rückläufig. Dieser Rückgang lässt sich vor allem auf die abnehmende wirtschaftliche Dynamik in Deutschland zurückführen sowie auf den Abbau von Überkapazitäten, die nach der Insolvenz von Air Berlin durch die Fluggesellschaften zunächst überproportional aufgebaut worden waren.

Zum Jahresbericht 2019 sagt Prof. Klaus-Dieter Scheurle, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL): "Die wirtschaftlichen Entwicklungen sind nicht spurlos am Luftverkehr vorbeigegangen. Dennoch ist die Nachfrage nach Luftverkehr weltweit weiter gewachsen. Daher halten wir es für umso dringlicher, das Fliegen noch stärker in Einklang mit dem Klimaschutz zu bringen."
Prof. Scheurle erneuert die Vorschläge der Branche, gemeinsam mit der europäischen Politik Fortschritte bei der Herstellung und Markteinführung von regenerativen Kraftstoffen zu machen, um das CO2-neutrale Fliegen zu ermöglichen: „Der europäische Flickenteppich von nationalen Luftverkehrsteuern muss endlich beendet werden. Die unterschiedlichen Steuern sollten harmonisiert und das Aufkommen daraus für die Förderung von innovativen Technologien wie regenerativen Kraftstoffen verwendet werden.“ Nationale Alleingänge, wie etwa die Erhöhung der deutschen Luftverkehrsteuer zum 1. April dieses Jahres, seien hingegen kontraproduktiv. Diese reduzieren keine CO2-Emissionen, sondern verschieben sie lediglich zu ausländischen Wettbewerbern. So haben die deutschen Fluggesellschaften weiter Marktanteile an den hiesigen Flughäfen verloren: Seit 2012 ist ihr Marktanteil um 12 Prozentpunkte zurückgegangen – von 67 auf 55 Prozent im Jahr 2019.
Der Blick nach vorn zeigt für 2020 weiter ein weltweites Wachstum der Nachfrage. Der Weltverband der Fluggesellschaften IATA prognostiziert ein Wachstum von 4,1 Prozent für den Passagierverkehr und von 2,0 Prozent für den Frachtverkehr. Für den Verkehr mit Deutschland lassen die Flugpläne im laufenden Jahr indes einen Rückgang des Angebots um 1,8 Prozent erwarten. Die eingetrübte Konjunktur, die andauernden Handelskonflikte, die Unsicherheiten durch den Brexit sowie die Folgen der Coronavirus-Epidemie wirken weiter dämpfend auf die Luftverkehrsnachfrage.
Trotz dieses Rückgangs liegt das Flugangebot ab deutschen Flughäfen immer noch 9 Prozent über dem Angebot im Jahr 2016, also dem letzten Jahr, in dem die Air Berlin noch voll im Markt war. Die aktuelle Reduktion des Angebots ist also weniger davon getrieben, dass die Menschen nicht mehr fliegen wollen. Es markiert vielmehr das Ende des Prozesses infolge der Air-Berlin-Insolvenz, bei dem deutsche und ausländische Fluggesellschaften die entstandene Kapazitätslücke zunächst aufgefüllt und das Angebot dann schrittweise an die Nachfrage angepasst haben. Die Ergebnisse im Einzelnen:
• Fluggesellschaften: Weltweit ist die Verkehrsleistung der Fluggesellschaften 2019 um 4,2 Prozent gewachsen. Dies bedeutet eine deutliche Abkühlung gegenüber dem Vorjahr mit 6,5 Prozent. Die deutschen Fluggesellschaften konnten ihre Verkehrsleistung mit 1,3 Prozent leicht steigern, blieben aber unter dem Niveau des globalen Wachstums und auch unter dem europäischen Schnitt (4,2 Prozent). Dies ist vor allem eine Folge der Insolvenz von Germania im Januar 2019.
• Flughäfen: Die deutschen Flughäfen konnten ihr Passagieraufkommen im Jahr 2019 um 1,5 Prozent steigern. Insgesamt begrüßten sie 248 Mio. an- und abreisende Fluggäste. Dabei hat sich das Wachstum im Jahresverlauf deutlich abgeschwächt: Im ersten Halbjahr 2019 betrug das Wachstum noch 4,2 Prozent, im zweiten Halbjahr war die Nachfrage mit -0,7 Prozent dann rückläufig.
• Flugbewegungen: 2019 gab es 3,3 Millionen kontrollierte Flüge im deutschen Luftraum, das sind 0,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit ist nach fünf Jahren mit steigenden Wachstumsraten im deutschen Luftraum erstmals ein Verkehrsrückgang zu beobachten. Die Entwicklung der Flugbewegungen spiegelt den Trend für das Jahr 2019 wider. Wuchsen die Bewegungen im ersten Halbjahr noch um 1,3 Prozent, gingen sie im zweiten Halbjahr um 1,9 Prozent zurück. Der deutsche Luftraum blieb mit 3,3 Millionen kontrollierten Flügen der am stärksten frequentierte in Europa.
• Marktanteile: Kamen die deutschen Fluggesellschaften im Jahr 2012 noch auf einen Marktanteil von 67 Prozent an den deutschen Flughäfen, sank dieser bis 2019 auf 55 Prozent. Das heißt, seit 2012 ging fast das gesamte Wachstum an ausländische Fluggesellschaften. Die Entwicklung im letzten Jahr war auch durch die Insolvenz der Germania geprägt. Hierdurch verloren die deutschen Fluggesellschaften Marktanteile in Höhe von 1,5 Prozent.
• Pünktlichkeit: Gegenüber 2018 hat sich die Pünktlichkeit im europäischen wie auch deutschen Luftverkehr seit Februar kontinuierlich verbessert. Dabei konnte die Pünktlichkeit an den deutschen Flughäfen stärker gesteigert werden als an anderen großen europäischen Flughafenstandorten. Die Maßnahmen, die die Branche im Oktober 2018 mit der Politik vereinbart und umgesetzt hat, haben 2019 Wirkung gezeigt: Die Fluggesellschaften haben dazu die Zahl ihrer Reserveflugzeuge in Summe mehr als verdoppelt, ihre Flugpläne überarbeitet und am Boden und in der Luft zusätzliche Pünktlichkeitspuffer eingebaut. Die Flughäfen haben über 3.000 Beschäftigte außer Plan eingestellt, um Personalengpässe auszugleichen und darüber hinaus zusätzliche Flächen für die staatlich organisierten Passagier- und Gepäckkontrollen zur Verfügung gestellt. Die Flugsicherung hat Ausbildungskapazitäten erhöht, mit den Mitarbeitern Vereinbarungen für Mehrarbeit getroffen und Flüge auf einigen Strecken auf niedrigere Flughöhen abgesenkt, um den oberen Luftraum zu entlasten. Da die Nachfrage nach Luftverkehr weiter zunimmt, bedarf es weiterer Fortschritte bei der Beseitigung von strukturellen Engpässen, insbesondere bei der Verbesserung des Luftraummanagements in Europa und bei den Sicherheitskontrollen speziell an den deutschen Flughäfen.
• Ticketpreise: Die Ticketpreise für Flugziele innerhalb Europas sind gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen. Innerhalb Deutschlands sind die Ticketpreise im letzten Jahr nicht gestiegen, allerdings ist das Flugzeug aktuell bereits deutlich teurer als etwa der Bahnverkehr. Eine Analyse der Ticketpreise im Bahn- und Luftverkehr für die wichtigsten Städteverbindungen, auf denen sowohl das Flugzeug als auch die Bahn verkehren, kommt zu dem Ergebnis, dass die Nutzung der Bahn in 83 Prozent der untersuchten Reisefälle billiger war als der Flug.
• Luftfracht: Der weltweite Luftfrachtverkehr nahm im Jahr 2019 um 3,3 Prozent ab. Dabei ist die Nachfrage für die europäischen Frachtfluggesellschaften mit 1,8 Prozent nicht so stark eingebrochen wie die Nachfrage weltweit. Die deutschen Flughäfen verzeichnen einen Rückgang der Frachtmenge von 3,2 Prozent. Wesentliche Treiber für den Rückgang waren ein insgesamt eher rückläufiger Welthandel, Handelskonflikte sowie Sicherheits- und Handelsrisiken. Frankfurt blieb auf einer Höhe mit Paris 2019 der größte Frachtflughafen Europas, auch Leipzig/Halle und Köln/Bonn sind unter den großen Frachtflughäfen Europas.
• Ausblick: Die IATA erwartet für den globalen Passagierluftverkehr mit 4,1 Prozent ein leicht geringeres Wachstum als im Jahr 2019, für den globalen Passagierfrachtverkehr ein Wachstum der Nachfrage in Höhe von 2,0 Prozent. Die Analyse des veröffentlichten Flugangebotes lässt erwarten, dass der Luftverkehr mit Deutschland im Jahr 2020 gemessen in Sitzen um 1,8 Prozent zurückgehen wird. Allerdings liegt das Flugangebot damit immer noch 9 Prozent über dem Angebot im Jahr 2016, also dem letzten Jahr, in dem die Air Berlin noch voll im Markt war.
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Halbjahreszahlen zur Lage der deutschen Luftfahrt 2019
Halbjahreszahlen zur Lage der deutschen Luftfahrt 2019
Das Wachstum im globalen Luftverkehr hat sich im ersten Halbjahr 2019 gegenüber dem Vorjahr abgekühlt. Weltweit wuchs der Passagierverkehr um mehr als 4 Prozent, der Frachtverkehr hingegen ging sogar um mehr als 3 Prozent zurück. Dämpfend auf die Nachfrage wirken sich vor allem die abgeschwächte Konjunktur sowie Handelskonflikte wie zwischen den USA und China aus. Die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften wuchs im Schnitt um 4,0 Prozent und damit unterhalb des weltweiten wie auch des europäischen Durchschnitts. Hierbei hat sich die Insolvenz von Germania im Januar 2019 dämpfend ausgewirkt.
Die deutschen Flughäfen konnten die Zahl der Passagiere um 4,2 Prozent steigern. Damit liegt das Wachstum zwar über dem weltweiten Schnitt und auf Höhe des europäischen Durchschnitts, doch das etwas höhere Wachstum in Deutschland ist im Wesentlichen ein statistischer Basiseffekt: Im letzten Jahr war die Kapazitätslücke infolge der Air Berlin-Insolvenz in den ersten sechs Monaten noch nicht vollständig wieder aufgefüllt – im ersten Halbjahr 2019 ist diese Kapazität wieder komplett im Markt, was zu der vergleichsweise hohen Wachstumsrate führt. Die veröffentlichten Flugpläne deuten darauf hin, dass das Wachstum im Verkehr ab deutschen Flughäfen im weiteren Jahresverlauf abnehmen wird.
Zur heute vorgelegten Halbjahresbilanz der Branche sagte Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL): „Das Wachstum im Luftverkehr hält an, allerdings spürt die Branche die Folgen der eingetrübten Konjunktur. Leider hält der Trend an, dass die deutschen Fluggesellschaften in viel zu geringem Maße von diesem Wachstum profitieren, das seit 2012 vor allem an ausländische Wettbewerber geht.“
Der Marktanteil der deutschen Fluggesellschaften in ihrem Heimatmarkt ist weiter zurückgegangen. Seit 2012 haben die deutschen Fluggesellschaften an den hiesigen Flughäfen 11 Prozentpunkte beim Sitzplatzangebot verloren – der Marktanteil ist von 67 Prozent auf 56 Prozent im Jahr 2019 gesunken. Auch die Entwicklung der Anbindungsqualität Deutschlands wirft Fragen auf. Deutschland verfügt zwar über eine sehr gute Konnektivität auf dem Luftweg mit vielen Direktverbindungen in die ganze Welt. Doch während die Gesamtzahl der von Deutschland aus direkt zu erreichenden Ziele seit 2012 weitgehend stabil ist, geht die Zahl der Direktverbindungen nach Asien zurück. Dies ist besonders bemerkenswert, weil diese Region über die dynamischste wirtschaftliche Entwicklung verfügt und auch die Luftverkehrsnachfrage dort weiter wächst. Der Verlust von Direktverbindungen in den asiatischen Raum zeigt, dass ein erheblicher Anteil dieser Verkehre nicht mehr direkt ab Deutschland abgewickelt wird, sondern über Drehkreuze von Wettbewerbern mit besseren Standortbedingungen, insbesondere im Nahen Osten und Istanbul.

Vor diesem Hintergrund betonte Matthias von Randow die Bedeutung von wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen: „Die deutschen Luftverkehrsunternehmen haben ohnehin eine Reihe von Lasten zu schultern, die ihre ausländischen Wettbewerber so nicht kennen, wie etwa die im nationalen Alleingang eingeführte Luftverkehrsteuer. Weitere nationale Alleingänge mit zusätzlichen Steuern und Abgaben wären der völlig falsche Weg. Sie würden Verkehr und damit CO2-Emissionen nicht verringern, sondern nur zu Wettbewerbern im Ausland verschieben.“ Klimaschutz sei eine zentrale Zukunftsaufgabe für die Luftverkehrswirtschaft und die Politik, dabei setze sich die Branche aber für innovations- und marktbasierte Instrumente ein, die tatsächlich etwas für den Klimaschutz bringen, anstatt Emissionen nur zu verlagern. „Dem Klima wäre tatsächlich geholfen, wenn die Politik das Aufkommen aus der Luftverkehrsteuer in die Förderung von innovativen Technologien stecken würde, etwa die Markteinführung eines regenerativen Kraftstoffs. Hierbei brauchen wir dringend Fortschritte, damit wir unserem Ziel des CO2-freien Fliegens näherkommen.“
Die Pünktlichkeit hat sich im gesamten europäischen Luftverkehr in der ersten Jahreshälfte etwas verbessert. Insbesondere an den deutschen Flughafenstandorten sind die Verspätungen zurückgegangen. Die Maßnahmen, die die Luftverkehrsunternehmen der Politik zugesagt haben, um den Flugbetrieb zu stabilisieren, zeigen also ihre Wirkung. Dennoch bleiben Herausforderungen: „Die weiter steigende Nachfrage im Luftverkehr stellt nach wie vor eine enorme Herausforderung für die luft- und bodenseitige Infrastruktur sowie für die Flugbetriebe dar. Für eine wirklich nachhaltige Lösung brauchen wir weitere Fortschritte bei der Behebung der strukturellen Kapazitätsengpässe, insbesondere bei der Organisation der Flugsicherung in Europa und bei den staatlichen Sicherheitskontrollen an den deutschen Flughäfen.“
Die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2019 im Einzelnen:
- Fluggesellschaften: Der weltweite Luftverkehr ist im ersten Halbjahr 2019 um 4,6 Prozent gewachsen und damit weniger stark als im ersten Halbjahr 2018 (6,8 Prozent). Die europäischen Fluggesellschaften zeigen im internationalen Vergleich das dynamischste Wachstum und konnten um 6,4 Prozent zulegen. Die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften ist im Schnitt um 4,0 Prozent gewachsen. Dabei hat sich der Marktaustritt von Germania im Januar 2019 dämpfend ausgewirkt – ohne die Insolvenz der Germania hätte das Wachstum 5,8 Prozent betragen. Die deutschen Fluggesellschaften verlieren in Summe Marktanteile in ihrem Heimatmarkt: Seit 2012 ist ihr Marktanteil beim Sitzplatzangebot um 11 Prozent zurückgegangen – von 67 Prozent auf 56 Prozent. Das heißt, seit 2012 ging fast das gesamte Wachstum in Deutschland an ausländische Fluggesellschaften, die durchschnittlich um 7,5 Prozent pro Jahr wachsen konnten, während deutsche Gesellschaften im Schnitt nur um 0,4 Prozent pro Jahr zulegen konnten.
- Flughäfen: Von Januar bis Juni begrüßten die deutschen Flughäfen 117 Millionen Passagiere und konnten somit um 4,2 Prozent zulegen. Damit liegt das Wachstum leicht über dem weltweiten (3,6 Prozent) und europäischen (4,1 Prozent) Schnitt. Doch diese höhere Wachstumsrate ist im Wesentlichen ein statistischer Basiseffekt: Infolge der Air Berlin-Insolvenz waren im ersten Halbjahr 2018 noch nicht alle Kapazitäten wieder verfügbar; im ersten Halbjahr 2019 ist diese Lücke aber komplett aufgefüllt, was zu der vergleichsweise hohen Wachstumsrate führt. Es gibt große Unterschiede dabei, wie sich die deutschen Flughäfen entwickeln: Während die großen Flughäfen umfänglich am Wachstum teilnehmen und die wegfallenden Kapazitäten von Air Berlin und Germania größtenteils ersetzen konnten, ist die Situation bei den mittleren und kleinen Flughäfen angespannt.
- Innerdeutscher Flugverkehr: Die Nachfrage im innerdeutschen Flugverkehr ist mit 11,6 Millionen Passagieren stabil und trägt nicht zum Wachstum bei (in der ersten Jahreshälfte 2012 gab es 11,7 Millionen Passagiere). Aufgrund des Ausbaus der Bahnverbindung zwischen Berlin und München hat auf dem Streckenabschnitt zwischen Berlin und Nürnberg eine Verlagerung auf die Schiene stattgefunden. Die Flugstrecke wurde mittlerweile eingestellt. Auf der Flugverbindung zwischen Berlin und München ist kein Nachfragerückgang festzustellen.
- Flugbewegungen: Die von der DFS Deutsche Flugsicherung kontrollierten Flugbewegungen haben im ersten Halbjahr 2019 um 1,3 Prozent zugenommen. Damit sind sie deutlich schwächer gewachsen als in den Jahren 2016 bis 2018. So lag das Wachstum im ersten Halbjahr 2018 bei 3 Prozent. Im Gesamtjahr wird die Wachstumsrate voraussichtlich zwischen 0,5 und 1 Prozent liegen. Der deutsche Flugsicherungsraum bleibt mit 3,3 Millionen kontrollierten Flügen im Jahr 2018 weiter der am höchsten frequentierte in Europa.
- Pünktlichkeit: Die Pünktlichkeit im europäischen Luftverkehr hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert. Die Maßnahmen, die die Branche im Oktober 2018 mit der Politik vereinbart und umgesetzt hat, zeigen Wirkung: Die Fluggesellschaften haben dazu die Zahl ihrer Reserveflugzeuge in Summe mehr als verdoppelt, ihre Flugpläne überarbeitet und am Boden und in der Luft zusätzliche Pünktlichkeitspuffer eingebaut. Die Flughäfen haben über 3.000 Beschäftigte außer Plan bereitgestellt, um Personalengpässe auszugleichen und darüber hinaus zusätzliche Flächen für die staatlich organisierten Passagier-und Gepäckkontrollen zur Verfügung gestellt. Die DFS Deutsche Flugsicherung hat ihre Ausbildungskapazitäten erhöht, mit den Mitarbeitern Vereinbarungen für Mehrarbeit getroffen (u.a. freiwillige Zusatzschichten, längere Verweildauer im Lotsendienst) und Flüge auf einigen Strecken auf niedrigere Flughöhen abgesenkt, um den oberen Luftraum zu entlasten.
- Ticketpreise: Die Ticketpreise für Flüge ab deutschen Flughäfen sind im bisherigen Jahresverlauf im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht um 1 bis 2 Prozent angestiegen. Im April lagen die Preise aufgrund von saisonalen Effekten (Ostern) um 5,8 Prozent über dem Vorjahresniveau.
- Luftfracht: Die Nachfrage nach Luftfracht sank im ersten Halbjahr des Jahres deutlich – und das weltweit. Während das Wachstum im Vorjahreszeitraum noch 5,3 Prozent betrug, nahm es zwischen Januar und Mai 2019 um -3,3 Prozent deutlich ab. Diese Entwicklung ist insbesondere auf den schwächelnden Welthandel sowie Handelskonflikte zurückzuführen. Im weltweiten Vergleich brach die Nachfrage für die europäischen Frachtfluggesellschaften mit 1,5 Prozent aber deutlich geringer ein. Deutschland ist mit gleich drei Standorten unter den Top-Frachtflughäfen in Europa. Frankfurt bleibt in der ersten Jahreshälfte 2019 der größte Frachtflughafen Europas, auch Leipzig/Halle und Köln/Bonn sind unter den großen Frachtflughäfen Europas.
- Ausblick: Die abgekühlte Konjunktur wird sich auch im zweiten Halbjahr 2019 auf die Luftverkehrsnachfrage auswirken. Das Sitzplatzangebot ab deutschen Flughäfen wächst nur noch wenig, da der Auffülleffekt der Air Berlin-Insolvenz Mitte des Jahres weitgehend abgeschlossen ist. Auf das Gesamtjahr bezogen, wird die bisher angemeldete Sitzplatzkapazität ab deutschen Flughäfen um 2,3 Prozent wachsen.
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Jahresbilanz zur Lage der deutschen Luftfahrt 2018
Jahresbilanz zur Lage der deutschen Luftfahrt 2018
Das robuste Wachstum im Luftverkehr setzte sich auch im Jahr 2018 fort. Weltweit verbuchten Fluggesellschaften und Flughäfen ein Plus von über 6 Prozent. Auch die deutschen Flughäfen konnten 2018 mehr Passagiere begrüßen als im Vorjahr – obwohl sie den Wegfall des Flugangebots von Air Berlin zu kompensieren hatten. Mit 4,1 Prozent war das Wachstum an den heimischen Flughäfen aber niedriger als im weltweiten und europäischen Schnitt. Die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften ging bedingt durch den Marktaustritt von Air Berlin um 1,0 Prozent zurück. Die durch die Insolvenz entstandene Kapazitätslücke wurde zur Hälfte von deutschen und zur Hälfte von ausländischen Fluggesellschaften gefüllt. Dadurch verschärfte sich der Verlust von Marktanteilen: Seit 2011 haben die deutschen Fluggesellschaften an den hiesigen Flughäfen zehn Prozentpunkte verloren, allein vier Prozentpunkte davon im vergangenen Jahr. Auch im laufenden Jahr 2019 ist in Deutschland mit einem Wachstum des Luftverkehrs zu rechnen – das zeigen die Anmeldungen für den Flugplan, die (bereinigt um das Germania-Angebot) noch 2,3 Prozent über denen des vergangenen Jahres liegen.
Zu der heute vorgelegten Jahresbilanz 2018 sagte Prof. Klaus-Dieter Scheurle, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL): „Das Wachstum im Luftverkehr geht weiter. Dies erhöht die Anforderungen an eine bedarfsgerechte Infrastruktur am Boden und in der Luft. Vor diesem Hintergrund brauchen wir nun dringend strukturelle Veränderungen, damit der Luftverkehr nicht an seine Grenzen stößt.“
Scheurle appellierte an alle Beteiligten, vorhandene Kapazitätsengpässe zu beheben, um die steigende Nachfrage nach Luftverkehr auch langfristig bedienen zu können: „Die Unternehmen der Luftverkehrswirtschaft haben ihrerseits viele Ressourcen dafür aufgewendet, um den Flugbetrieb stabiler abwickeln zu können als im Sommer 2018 und um sich für weiteres Wachstum zu wappnen. Doch es gibt auch Themen, bei denen Politik und Behörden die Weichen stellen müssen“. Die Kapazität im europäischen Flugsicherungsraum müsse erhöht werden. Hier sei vor allem die europäische Politik gefragt. Diese müsse den Rahmen für einen flexibleren Lotseneinsatz, eine zunehmende Automatisierung der Lotsendienste und für mehr grenzüberschreitende Kooperationen setzen. Und am Boden komme in Deutschland dazu, dass die staatlichen Sicherheitskontrollen aufgrund mangelnder Effizienz lange Warteschlangen und auch Verspätungen produzieren. Die deutsche Luftverkehrswirtschaft sei bereit, an großen Flughäfen mehr Verantwortung bei der Durchführung der Kontrollen zu übernehmen. Und schließlich müsse auch sichergestellt werden, dass die Flughafeninfrastruktur bedarfsgerecht ausgebaut wird.
Scheurle wies auf den anhaltenden Wettbewerbsdruck hin: „Wir haben leistungsstarke Fluggesellschaften und Flughäfen, doch der Wettbewerb im internationalen Luftverkehr bleibt intensiv.“ Die deutschen Fluggesellschaften hätten an den heimischen Flughäfen im vergangenen Jahr weiter Marktanteile verloren. Seit 2011 sei ein Rückgang von 67 auf inzwischen nur noch 57 Prozent zu verzeichnen. Das zeige, wie wichtig es sei, dass der Staat faire Rahmenbedingungen für den Wettbewerb setze. Scheurle: „Wir würden sehr begrüßen, wenn die Bundesregierung nun ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag umsetzt und die nationalen Sonderbelastungen für den Luftverkehr abbaut.“ Damit ließe sich auch die Investitionskraft für weitere Fortschritte bei Klimaschutz und Lärmschutz stärken. Konkret forderte Scheurle, den nationalen Alleingang bei der Luftverkehrsteuer und bei der Finanzierung der Luftsicherheitskosten zu beenden und die europäische Insellösung beim Emissionshandel durch das international vereinbarte Klimaschutzinstrument CORSIA zu ersetzen.
Die Ergebnisse des Jahresberichts 2018 im Einzelnen:
- Fluggesellschaften: Der weltweite Luftverkehr ist 2018 robust weitergewachsen. Die Verkehrsleistung der Fluggesellschaften hat weltweit um 6,5 Prozent zugelegt, dabei lagen die europäischen Fluggesellschaften mit 6,6 Prozent im internationalen Durchschnitt. Die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften ist gegenüber dem Vorjahr in Summe um 1,0 Prozent zurückgegangen. Dieser Effekt ist vor allem dem Marktaustritt von Air Berlin zuzuschreiben, denn die verbliebenen deutschen Fluggesellschaften konnten trotz Wachstum den Verkehrsrückgang durch die Air Berlin-Insolvenz nicht allein kompensieren. Insgesamt transportierten die deutschen Fluggesellschaften im Jahr 2018 rund 163 Millionen Passagiere und erreichten eine leicht verbesserte Auslastung von 82,7 Prozent.

- Flughäfen: Die deutschen Flughäfen begrüßten 2018 rund 244 Millionen Fluggäste und somit 4,1 Prozent mehr Passagiere als im Vorjahr. Es ist also gelungen, das Passagieraufkommen trotz des Marktaustritts der Air Berlin deutlich zu steigern. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass dieses Wachstum aber unterproportional ausfällt: Weltweit haben die Flughäfen 6,0 Prozent mehr Passagiere verbuchen können, im europäischen Durchschnitt waren es 6,2 Prozent. Beim Verkehr zu europäischen Zielen konnten die deutschen Flughäfen starkes Wachstum verzeichnen, der innerdeutsche Verkehr ging hingegen leicht zurück.
- Flugbewegungen: Im Jahr 2018 zählte die Deutsche Flugsicherung 3,35 Millionen Flüge im deutschen Luftraum, das entspricht einem Wachstum von 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei stieg die Zahl der Überflüge noch stärker als die Zahl der Starts und Landungen an den Flughäfen in Deutschland. Durch die zentrale Lage in Europa führen ohnehin sehr viele Überflüge über Mittel- und Süddeutschland.
- Pünktlichkeit: Das anhaltende Wachstum der Flugbewegungen stellt eine enorme Herausforderung für die luft- und bodenseitige Infrastruktur sowie für die Flugbetriebe der Fluggesellschaften dar. 2018 kam es in Deutschland wie in ganz Europa vermehrt zu Verspätungen und Flugstreichungen. Besonders stark war der Anstieg der Verspätungen in den Sommermonaten. Ursachen für den Anstieg von Verspätungen und Annullierungen waren strukturelle Kapazitätsengpässe und Sonderfaktoren wie die Integrationsaufgaben infolge der Air Berlin-Insolvenz, die Fluglotsenstreiks in Südeuropa und eine besondere Häufung von Gewittern.
- Marktanteile: Der seit Jahren anhaltende Trend, dass die deutschen Fluggesellschaften Marktanteile in ihrem Heimatmarkt verlieren, während ausländische Fluggesellschaften Kapazitäten aufbauen und ihre Position im deutschen Markt stärken, hielt auch 2018 an. Gemessen am Sitzplatzangebot haben die deutschen Fluggesellschaften seit 2011 in Summe 10 Prozentpunkte Marktanteil verloren. Durch den Marktaustritt der Air Berlin wurde diese Entwicklung noch einmal verschärft. Dabei hat sich der Marktanteil der ehemaligen Air Berlin zu gleichen Teilen auf deutsche und auf nicht-deutsche Fluggesellschaften verteilt. Die Fluggesellschaft Germania, die am 4. Februar 2019 Insolvenz anmelden musste, hatte im Jahr 2018 im Verkehr von und nach Deutschland einen Angebotsanteil von 1,6 Prozent (gemessen in Sitzplätzen).
- Ticketpreise: Trotz der Marktkonsolidierung ist das durchschnittliche Ticketpreisniveau im innerdeutschen und im innereuropäischen Luftverkehr gesunken, im interkontinentalen Verkehr hingegen leicht gestiegen. Mit dem Marktaustritt von Air Berlin Ende Oktober 2017 ging mit einem Mal sehr viel Kapazität verloren. Mit dem Angebotsrückgang reduzierte sich auch vorübergehend die Anzahl von günstigen Tickets, insbesondere im innerdeutschen Markt. Seit Januar 2018 wurde das Angebot zunehmend wieder von deutschen und ausländischen Fluggesellschaften ausgeglichen. Mit dem erneuten Ausbau des Angebots kamen wieder zusätzliche günstige Tickets in den Markt. Neben dem Angebotsausgleich sorgt der anhaltend starke Wettbewerb im internationalen Luftverkehr für ein niedriges Preisniveau.
- Luftfracht: Die Nachfrage nach Luftfracht ist auch im Jahr 2018 gestiegen, allerdings etwas weniger dynamisch als im Vorjahr. Die Verkehrsleistung im weltweiten Luftfrachtverkehr legte um 3,5 Prozent zu (Vorjahr: 9,0 Prozent), in Europa legten die frachttransportierenden Fluggesellschaften um 3,2 Prozent zu. Gewachsen sind europaweit vor allem kleinere Luftfrachtstandorte sowie spezialisierte Flughäfen, an denen Expressfracht-Sendungen umgeschlagen werden, wie Leipzig/Halle und Köln/Bonn.
- Ausblick: Nach Prognosen der IATA wird das Wachstum im weltweiten Luftverkehr im Jahr 2019 weiter anhalten und sich gegenüber 2018 nur leicht abkühlen. In Deutschland weisen die aktuellen Anmeldungen im Flugplan ein Kapazitätswachstum (ohne Germania) von 2,3 Prozent aus. Es bleibt also weiter bei einer steigenden Nachfrage, die in einem wettbewerbsintensiven Umfeld stattfindet und die operativen Bereiche wie auch die Infrastruktur stark fordern wird.
Zweimal im Jahr legt der BDL Kennzahlen zur Lage der deutschen Luftverkehrswirtschaft vor und ordnet diese anhand von internationalen Vergleichszahlen ein. Für den Jahresbericht zieht der BDL unterschiedliche aktuelle Quellen heran: die konsolidierten Zahlen der BDL-Mitgliedsunternehmen, weltweite Vergleichszahlen der internationalen Verbände IATA und ACI sowie Daten des Statistischen Bundesamtes, des IWF und der europäischen Flugsicherungsorganisation Eurocontrol.
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BDL Klimaschutzreport 2018
BDL Klimaschutzreport 2018

Luftverkehr wird immer energieeffizienter. So haben die deutschen Fluggesellschaften den spezifischen Energieverbrauch erneut senken können – auf nur noch 3,58 Liter Flugkraftstoff pro Passagier und 100 km. Das geht aus dem aktuellen Klimaschutzreport hervor, den der BDL jetzt veröffentlicht hat. Dabei handelt es sich um den tatsächlichen Energieverbrauch der Flugzeugflotten der BDL-Mitgliedsunternehmen, der nicht auf Basis theoretischer Herstellerangaben, sondern auf Grundlage des real gemessenen Verbrauchs errechnet wurde. Damit hat sich die Energieeffizienz seit 1990 um insgesamt 43 Prozent verbessert.
„Die deutschen Flugzeugflotten sind heute so energieeffizient wie nie zuvor! Der neue Effizienzrekord zeigt, dass Klimaschutz im Luftverkehr am besten durch Investitionen in moderne, energieeffiziente Flugzeuge gelingt. Hier haben wir schon viel erreicht. Damit wir auf diesem Weg weitere Fortschritte machen können, müssen wir die Investitionskraft der Unternehmen erhalten. Einseitige nationale Sonderlasten wie die Luftverkehrsteuer oder auch die gelegentliche Forderung nach einer Kerosinbesteuerung gehen in die falsche Richtung, weil sie den Fluggesellschaften die benötigte Investitionskraft entziehen – und damit auch dem Klimaschutz schaden“, betont BDL-Präsident Prof. Klaus-Dieter Scheurle.
Obwohl der Energiebedarf pro Passagier dank besserer Effizienz und Auslastung kontinuierlich sinkt, nehmen die CO2-Emissionen durch das internationale Verkehrswachstum weltweit weiter zu. Deswegen hat die UN-Luftfahrtorganisation ICAO für den internationalen Luftverkehr die Einführung des CO2-Kompensationssystems CORSIA beschlossen, das die wachstumsbedingten CO2-Emissionen auf dem Niveau von 2020 stabilisieren wird. Damit ist die Luftfahrt die erste Branche mit einem wirksamen internationalen Klimaschutzinstrument.
Die wichtigsten Ergebnisse des Klimaschutzreports 2018:
- Anhaltend niedriger Verbrauch im Passagierverkehr: Im Jahr 2017 verbrauchten die Flugzeuge der deutschen Fluggesellschaften durchschnittlich 3,58 Liter Kerosin pro 100 Personenkilometer. Im Vergleich zu 1990 sind das 43 Prozent weniger.<7p>
- Deutsche Frachtflugzeuge fliegen so effizient wie nie zuvor: Auf Passagiere umgerechnet (je 100 kg inklusive Gepäck) verbraucht die Fracht-Flotte der Lufthansa Cargo nur 1,80 Liter auf 100 Kilometer.
- Geringerer Treibstoffbedarf dank neuem Fluggerät: Die deutschen Fluggesellschaften investieren in den nächsten Jahren in 242 verbrauchsärmere Flugzeuge zum Listenpreis von 39 Milliarden Euro. Technische Innovationen sorgen dafür, dass der Treibstoffbedarf mit jeder Flugzeuggeneration um bis zu 25 Prozent sinkt. Die Investitionen in neue Flugzeuge könnten jedoch höher ausfallen, wenn der Gesetzgeber wettbewerbsverzerrende Sonderbelastungen wie die Luftverkehrsteuer abbauen würde.
- Flughäfen senken CO2-Ausstoß: Die Flughäfen konnten ihre spezifischen CO2-Emissionen zwischen 2010 und 2017 um mehr als 38 Prozent auf 1,91kg CO2 pro Verkehrseinheit senken.
- Deutsche Flugsicherung leistet Beitrag: Immer weniger Umwege: Die DFS reduzierte die durchschnittliche Abweichung von der Ideallinie einer Flugstrecke in Deutschland in den vergangenen Jahren um 31 Prozent. 2017 fielen durch die Vermeidung von Umwegen rund 69.000 Tonnen weniger CO2 an.
Der vollständige BDL-Klimaschutzreport 2018 steht auf der BDL-Website unter bdl.aero zum Download zur Verfügung. Weitere Informationen zum Thema Klimaschutz im Luftverkehr finden Sie auf dem Klimaschutz-Portal klimaschutz-portal.aero.
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Halbjahreszahlen zur Lage der deutschen Luftfahrt 2018
Halbjahreszahlen zur Lage der deutschen Luftfahrt 2015
Der weltweite Luftverkehr wuchs im ersten Halbjahr 2018 weiter, wenn auch etwas schwächer als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Auch die deutschen Flughäfen konnten trotz der Insolvenz der zweitgrößten Fluggesellschaft Air Berlin ein Wachstum verbuchen. Dieses fiel jedoch mit 2,3 Prozent deutlich unterproportional aus, denn das weltweite Wachstum wie auch das europäische Wachstum lagen bei über 6 Prozent. Die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften ging bedingt durch den Marktaustritt der Air Berlin um 3,6 Prozent zurück. In die entstandene Kapazitätslücke sind ganz wesentlich auch ausländische Fluggesellschaften vorgestoßen, sodass der Marktanteil der deutschen Fluggesellschaften an den deutschen Flughäfen weiter gesunken ist – von 59,7 Prozent auf 56,7 Prozent binnen eines Jahres.
Zu der heute vorgelegten Halbjahresbilanz 2018 sagte Prof. Klaus-Dieter Scheurle, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL): „Wir begrüßen, dass das Flugangebot an den deutschen Flughäfen leicht gewachsen ist, obwohl die zweitgrößte Fluggesellschaft vom Markt verschwunden ist. Doch die Tendenz, dass deutsche Luftverkehrsunternehmen Marktanteile verlieren, setzt sich ungebremst fort. Wir haben leistungsstarke Fluggesellschaften und Flughäfen, doch unsere Unternehmen haben Sonderbelastungen zu schultern, die unsere Wettbewerber so nicht kennen. Es ist nun an der Politik, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, damit der Trend der erodierenden Marktanteile endlich gestoppt werden kann.“ Konkret forderte Scheurle das Ende des nationalen Alleingangs bei der Luftverkehrsteuer, eine Neuorganisation der im europäischen Vergleich weniger effizienten Sicherheitskontrollen sowie dass die Betriebszeiten an den deutschen Flughäfen nicht immer weiter eingeschränkt werden.
Zudem verwies Scheurle auf die gravierenden Kapazitätsengpässe in Deutschland und in ganz Europa, die gegenwärtig noch immer zu Unregelmäßigkeiten führen: „Die aktuelle Situation mit zunehmenden Verspätungen und Flugausfällen sowie langen Wartezeiten bei den Sicherheitskontrollen entspricht nicht dem Qualitätsversprechen und auch nicht dem eigenen Anspruch der Luftverkehrsbranche. In diesem Sommer erleben wir, dass die gegenwärtige Kapazität im europäischen Luftverkehr an vielen Stellen nicht mit der Nachfrage mitgewachsen ist und zunehmend an ihre Grenzen stößt. Diese Grenzen sind aber überwindbar, wenn alle Beteiligten intensiv daran arbeiten, die Kapazitätsengpässe zu beheben.“
Scheurle verwies darauf, dass Fluggesellschaften, Flughäfen und die Deutsche Flugsicherung ihre Anstrengungen verstärkt haben, um den Flugbetrieb in der gegenwärtigen Lage größtmöglich zu stabilisieren. Insbesondere im Hinblick auf die langfristigen Wachstumsprognosen forderte er auch staatliche Stellen auf, bei den von ihnen verantworteten Themen zu handeln: „Da, wo uns als Unternehmen die Hände gebunden sind, müssen auch Politik und Verwaltung tätig werden, damit die Infrastruktur nicht zum Flaschenhals wird: Die Kapazität im europäischen Luftraum sollte erhöht werden, die Sicherheitskontrollen sollten effizienter gestaltet werden und unsere Flughafeninfrastruktur sollte bedarfsgerecht ausgebaut werden.“
Die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2018 im Einzelnen:
- Flughäfen: Die deutschen Flughäfen begrüßten in den ersten sechs Monaten des Jahres rund 112 Millionen Fluggäste und somit 2,3 Prozent mehr Passagiere als im Vorjahr. Insgesamt können die deutschen Flughäfen also positives Wachstum verbuchen. Dieses fällt jedoch deutlich schwächer aus als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum, denn in den ersten sechs Monaten 2017 wuchsen sie um 6,4 Prozent. Beim Verkehr zu europäischen und internationalen Zielen konnten die Flughäfen Wachstum verzeichnen, der innerdeutsche Verkehr ging hingegen um fast 5 Prozent zurück. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die deutschen Flughäfen deutlich unterproportional gewachsen sind: Weltweit haben die Flughäfen 6,4 Prozent mehr Passagiere verbuchen können, im europäischen Durchschnitt waren es 6,7 Prozent. Wesentlicher Grund für die abnehmende Wachstumsdynamik in diesem Jahr sind vorübergehende Kapazitätsrückgänge infolge des Marktaustritts der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin.
- Fluggesellschaften: Deutsche Fluggesellschaften transportierten in den ersten sechs Monaten 2018 rund 73 Millionen Passagiere und somit 4,5 Prozent weniger als im ersten Halbjahr des Vorjahres. Während die weltweite Verkehrsleistung der Fluggesellschaften um 7,0 Prozent zulegen konnte und die europäischen Fluggesellschaften mit 6,3 Prozent wuchsen, ging die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften um 3,6 Prozent zurück (Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2017 lag das Wachstum der deutschen Fluggesellschaften noch bei rund 6 Prozent). Dabei fällt die Insolvenz von Air Berlin besonders stark ins Gewicht, denn im ersten Halbjahr 2017 flog Air Berlin noch uneingeschränkt.

- Marktanteile: Das ohnehin unterproportionale Wachstum an den deutschen Flughäfen kommt im Wesentlichen von ausländischen Fluggesellschaften. Der seit Jahren anhaltende Trend, dass die deutschen Fluggesellschaften Marktanteile in ihrem Heimatmarkt verlieren, während ausländische Fluggesellschaften Kapazitäten aufbauen und ihre Position im deutschen Markt stärken, hält an und wird durch den Marktaustritt der Air Berlin noch einmal verschärft. So ist der Marktanteil der deutschen Fluggesellschaften an hiesigen Flughäfen von 66,1 Prozent im ersten Halbjahr 2012 auf nur noch 56,7 Prozent im ersten Halbjahr 2018 gesunken. Allein drei Prozentpunkte haben die deutschen Fluggesellschaften gegenüber dem ersten Halbjahr 2017 verloren.
- Low Cost: Das Wachstum an den deutschen Flughäfen wird weiter vom Low-Cost-Segment getrieben. In den ersten sechs Monaten des Jahres waren knapp 29 Prozent aller Flüge von deutschen Flughäfen Low-Cost-Flüge. Das waren 17 Prozentpunkte mehr als im ersten Halbjahr 2012. Allein im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017 ist der Anteil des Low-Cost-Segments um 5 Prozentpunkte gestiegen. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Kapazitätslücke, die durch die Air Berlin-Insolvenz entstanden ist, im Wesentlichen mit Low-Cost-Angeboten aufgefüllt wurde. Auch im Langstreckenmarkt spielen Low-Cost-Verkehre eine immer größere Rolle.
- Ticketpreise: Unmittelbar nach dem Marktaustritt der Air Berlin waren günstige Flugtickets nur begrenzt verfügbar, was zu einer vorübergehenden Steigerung der Preise gerade im innerdeutschen Verkehr geführt hat. Mittlerweile sind die Ticketpreise wieder gesunken und auf einem historischen Tiefstand angekommen. Laut Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamts lag das Preisniveau im Juni unter dem des Vorjahres: Innerdeutsche Flüge kosteten 4,3 Prozentpunkte weniger als im Juni 2017, Flugtickets zu europäischen Zielen 3,0 Prozentpunkte weniger und Tickets zu interkontinentalen Zielen 7,1 Prozentpunkte weniger. Die gesunkenen Ticketpreise lassen sich vor allem darauf zurückführen, dass Anbieter aus dem In- und Ausland die durch die Insolvenz entstandene Kapazitätslücke seit Jahresbeginn sukzessive auffüllen: Schon im Oktober dieses Jahres, also noch in der laufenden Flugplanperiode, wird das Flugangebot ab deutschen Flughäfen 7,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahres liegen.
- Luftfracht: Die Nachfrage nach Luftfracht wächst weiter, doch die Wachstumsdynamik des letzten Jahres schwächt sich ab. So konnte die Verkehrsleistung im weltweiten Luftfrachtverkehr im ersten Halbjahr 2018 um 4,7 Prozent zulegen, während das Wachstum in der ersten Hälfte des Vorjahres noch bei 10,4 Prozent lag. Gründe dafür sind unter anderem protektionistische Tendenzen in der Weltwirtschaft sowie steigende Treibstoffkosten. An den Flughäfen ist das Frachtaufkommen vor allem an solchen Standorten gewachsen, an denen die Kapazität nicht durch Nachtflugverbote beschränkt wird: In Deutschland sind das die Flughäfen Leipzig/Halle und Köln/Bonn.
- Flugbewegungen: Das Wachstum der durch die DFS Deutsche Flugsicherung kontrollierten Flugbewegungen nähert sich einem neuen Rekordwert. Im ersten Halbjahr 2018 gab es bereits 1,59 Millionen Flugbewegungen im deutschen Luftraum, das sind 3,2 Prozent mehr Flugbewegungen als im ersten Halbjahr 2017.
- Kapazitätsengpässe: Im laufenden Jahr werden deutlich mehr Flugbewegungen abgewickelt als prognostiziert. In diesem Kontext kommt es zurzeit in Deutschland wie in ganz Europa zu Kapazitätsengpässen, die in der Folge zu Verspätungen und Flugstreichungen führen. Nach Angaben von Eurocontrol wurden noch im Januar weniger Verspätungen als im Vorjahr gemeldet, seitdem jedoch durchgehend mehr Verspätungen als im Vorjahr: So betrug die durchschnittliche Verspätungszeit eines Fluges im Juni in Europa 17,5 Minuten (Vorjahr: 13,1 Minuten). Im gleichen Monat waren 6,5 Prozent aller Flüge in Europa um mehr als eine Stunde verspätet (Vorjahr: 4,0 Prozent). Für diese Häufung von Unregelmäßigkeiten gibt es mehrere Gründe, die sich gegenseitig verstärken: fehlende Kapazitäten durch die noch nicht vollendete Air Berlin-Integration, Streiks bei Luftverkehrsunternehmen und Dienstleistern, Wetterereignisse wie z. B. Gewitter, Kapazitätsengpässe im europäischen Luftraum, unflexible Betriebszeiten an deutschen Flughäfen sowie lange Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen.