Luftfahrtberichte
Halbjahreszahlen zur Lage der deutschen Luftfahrt 2019
Halbjahreszahlen zur Lage der deutschen Luftfahrt 2019
Das Wachstum im globalen Luftverkehr hat sich im ersten Halbjahr 2019 gegenüber dem Vorjahr abgekühlt. Weltweit wuchs der Passagierverkehr um mehr als 4 Prozent, der Frachtverkehr hingegen ging sogar um mehr als 3 Prozent zurück. Dämpfend auf die Nachfrage wirken sich vor allem die abgeschwächte Konjunktur sowie Handelskonflikte wie zwischen den USA und China aus. Die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften wuchs im Schnitt um 4,0 Prozent und damit unterhalb des weltweiten wie auch des europäischen Durchschnitts. Hierbei hat sich die Insolvenz von Germania im Januar 2019 dämpfend ausgewirkt.
Die deutschen Flughäfen konnten die Zahl der Passagiere um 4,2 Prozent steigern. Damit liegt das Wachstum zwar über dem weltweiten Schnitt und auf Höhe des europäischen Durchschnitts, doch das etwas höhere Wachstum in Deutschland ist im Wesentlichen ein statistischer Basiseffekt: Im letzten Jahr war die Kapazitätslücke infolge der Air Berlin-Insolvenz in den ersten sechs Monaten noch nicht vollständig wieder aufgefüllt – im ersten Halbjahr 2019 ist diese Kapazität wieder komplett im Markt, was zu der vergleichsweise hohen Wachstumsrate führt. Die veröffentlichten Flugpläne deuten darauf hin, dass das Wachstum im Verkehr ab deutschen Flughäfen im weiteren Jahresverlauf abnehmen wird.
Zur heute vorgelegten Halbjahresbilanz der Branche sagte Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL): „Das Wachstum im Luftverkehr hält an, allerdings spürt die Branche die Folgen der eingetrübten Konjunktur. Leider hält der Trend an, dass die deutschen Fluggesellschaften in viel zu geringem Maße von diesem Wachstum profitieren, das seit 2012 vor allem an ausländische Wettbewerber geht.“
Der Marktanteil der deutschen Fluggesellschaften in ihrem Heimatmarkt ist weiter zurückgegangen. Seit 2012 haben die deutschen Fluggesellschaften an den hiesigen Flughäfen 11 Prozentpunkte beim Sitzplatzangebot verloren – der Marktanteil ist von 67 Prozent auf 56 Prozent im Jahr 2019 gesunken. Auch die Entwicklung der Anbindungsqualität Deutschlands wirft Fragen auf. Deutschland verfügt zwar über eine sehr gute Konnektivität auf dem Luftweg mit vielen Direktverbindungen in die ganze Welt. Doch während die Gesamtzahl der von Deutschland aus direkt zu erreichenden Ziele seit 2012 weitgehend stabil ist, geht die Zahl der Direktverbindungen nach Asien zurück. Dies ist besonders bemerkenswert, weil diese Region über die dynamischste wirtschaftliche Entwicklung verfügt und auch die Luftverkehrsnachfrage dort weiter wächst. Der Verlust von Direktverbindungen in den asiatischen Raum zeigt, dass ein erheblicher Anteil dieser Verkehre nicht mehr direkt ab Deutschland abgewickelt wird, sondern über Drehkreuze von Wettbewerbern mit besseren Standortbedingungen, insbesondere im Nahen Osten und Istanbul.

Vor diesem Hintergrund betonte Matthias von Randow die Bedeutung von wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen: „Die deutschen Luftverkehrsunternehmen haben ohnehin eine Reihe von Lasten zu schultern, die ihre ausländischen Wettbewerber so nicht kennen, wie etwa die im nationalen Alleingang eingeführte Luftverkehrsteuer. Weitere nationale Alleingänge mit zusätzlichen Steuern und Abgaben wären der völlig falsche Weg. Sie würden Verkehr und damit CO2-Emissionen nicht verringern, sondern nur zu Wettbewerbern im Ausland verschieben.“ Klimaschutz sei eine zentrale Zukunftsaufgabe für die Luftverkehrswirtschaft und die Politik, dabei setze sich die Branche aber für innovations- und marktbasierte Instrumente ein, die tatsächlich etwas für den Klimaschutz bringen, anstatt Emissionen nur zu verlagern. „Dem Klima wäre tatsächlich geholfen, wenn die Politik das Aufkommen aus der Luftverkehrsteuer in die Förderung von innovativen Technologien stecken würde, etwa die Markteinführung eines regenerativen Kraftstoffs. Hierbei brauchen wir dringend Fortschritte, damit wir unserem Ziel des CO2-freien Fliegens näherkommen.“
Die Pünktlichkeit hat sich im gesamten europäischen Luftverkehr in der ersten Jahreshälfte etwas verbessert. Insbesondere an den deutschen Flughafenstandorten sind die Verspätungen zurückgegangen. Die Maßnahmen, die die Luftverkehrsunternehmen der Politik zugesagt haben, um den Flugbetrieb zu stabilisieren, zeigen also ihre Wirkung. Dennoch bleiben Herausforderungen: „Die weiter steigende Nachfrage im Luftverkehr stellt nach wie vor eine enorme Herausforderung für die luft- und bodenseitige Infrastruktur sowie für die Flugbetriebe dar. Für eine wirklich nachhaltige Lösung brauchen wir weitere Fortschritte bei der Behebung der strukturellen Kapazitätsengpässe, insbesondere bei der Organisation der Flugsicherung in Europa und bei den staatlichen Sicherheitskontrollen an den deutschen Flughäfen.“
Die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2019 im Einzelnen:
- Fluggesellschaften: Der weltweite Luftverkehr ist im ersten Halbjahr 2019 um 4,6 Prozent gewachsen und damit weniger stark als im ersten Halbjahr 2018 (6,8 Prozent). Die europäischen Fluggesellschaften zeigen im internationalen Vergleich das dynamischste Wachstum und konnten um 6,4 Prozent zulegen. Die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften ist im Schnitt um 4,0 Prozent gewachsen. Dabei hat sich der Marktaustritt von Germania im Januar 2019 dämpfend ausgewirkt – ohne die Insolvenz der Germania hätte das Wachstum 5,8 Prozent betragen. Die deutschen Fluggesellschaften verlieren in Summe Marktanteile in ihrem Heimatmarkt: Seit 2012 ist ihr Marktanteil beim Sitzplatzangebot um 11 Prozent zurückgegangen – von 67 Prozent auf 56 Prozent. Das heißt, seit 2012 ging fast das gesamte Wachstum in Deutschland an ausländische Fluggesellschaften, die durchschnittlich um 7,5 Prozent pro Jahr wachsen konnten, während deutsche Gesellschaften im Schnitt nur um 0,4 Prozent pro Jahr zulegen konnten.
- Flughäfen: Von Januar bis Juni begrüßten die deutschen Flughäfen 117 Millionen Passagiere und konnten somit um 4,2 Prozent zulegen. Damit liegt das Wachstum leicht über dem weltweiten (3,6 Prozent) und europäischen (4,1 Prozent) Schnitt. Doch diese höhere Wachstumsrate ist im Wesentlichen ein statistischer Basiseffekt: Infolge der Air Berlin-Insolvenz waren im ersten Halbjahr 2018 noch nicht alle Kapazitäten wieder verfügbar; im ersten Halbjahr 2019 ist diese Lücke aber komplett aufgefüllt, was zu der vergleichsweise hohen Wachstumsrate führt. Es gibt große Unterschiede dabei, wie sich die deutschen Flughäfen entwickeln: Während die großen Flughäfen umfänglich am Wachstum teilnehmen und die wegfallenden Kapazitäten von Air Berlin und Germania größtenteils ersetzen konnten, ist die Situation bei den mittleren und kleinen Flughäfen angespannt.
- Innerdeutscher Flugverkehr: Die Nachfrage im innerdeutschen Flugverkehr ist mit 11,6 Millionen Passagieren stabil und trägt nicht zum Wachstum bei (in der ersten Jahreshälfte 2012 gab es 11,7 Millionen Passagiere). Aufgrund des Ausbaus der Bahnverbindung zwischen Berlin und München hat auf dem Streckenabschnitt zwischen Berlin und Nürnberg eine Verlagerung auf die Schiene stattgefunden. Die Flugstrecke wurde mittlerweile eingestellt. Auf der Flugverbindung zwischen Berlin und München ist kein Nachfragerückgang festzustellen.
- Flugbewegungen: Die von der DFS Deutsche Flugsicherung kontrollierten Flugbewegungen haben im ersten Halbjahr 2019 um 1,3 Prozent zugenommen. Damit sind sie deutlich schwächer gewachsen als in den Jahren 2016 bis 2018. So lag das Wachstum im ersten Halbjahr 2018 bei 3 Prozent. Im Gesamtjahr wird die Wachstumsrate voraussichtlich zwischen 0,5 und 1 Prozent liegen. Der deutsche Flugsicherungsraum bleibt mit 3,3 Millionen kontrollierten Flügen im Jahr 2018 weiter der am höchsten frequentierte in Europa.
- Pünktlichkeit: Die Pünktlichkeit im europäischen Luftverkehr hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert. Die Maßnahmen, die die Branche im Oktober 2018 mit der Politik vereinbart und umgesetzt hat, zeigen Wirkung: Die Fluggesellschaften haben dazu die Zahl ihrer Reserveflugzeuge in Summe mehr als verdoppelt, ihre Flugpläne überarbeitet und am Boden und in der Luft zusätzliche Pünktlichkeitspuffer eingebaut. Die Flughäfen haben über 3.000 Beschäftigte außer Plan bereitgestellt, um Personalengpässe auszugleichen und darüber hinaus zusätzliche Flächen für die staatlich organisierten Passagier-und Gepäckkontrollen zur Verfügung gestellt. Die DFS Deutsche Flugsicherung hat ihre Ausbildungskapazitäten erhöht, mit den Mitarbeitern Vereinbarungen für Mehrarbeit getroffen (u.a. freiwillige Zusatzschichten, längere Verweildauer im Lotsendienst) und Flüge auf einigen Strecken auf niedrigere Flughöhen abgesenkt, um den oberen Luftraum zu entlasten.
- Ticketpreise: Die Ticketpreise für Flüge ab deutschen Flughäfen sind im bisherigen Jahresverlauf im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht um 1 bis 2 Prozent angestiegen. Im April lagen die Preise aufgrund von saisonalen Effekten (Ostern) um 5,8 Prozent über dem Vorjahresniveau.
- Luftfracht: Die Nachfrage nach Luftfracht sank im ersten Halbjahr des Jahres deutlich – und das weltweit. Während das Wachstum im Vorjahreszeitraum noch 5,3 Prozent betrug, nahm es zwischen Januar und Mai 2019 um -3,3 Prozent deutlich ab. Diese Entwicklung ist insbesondere auf den schwächelnden Welthandel sowie Handelskonflikte zurückzuführen. Im weltweiten Vergleich brach die Nachfrage für die europäischen Frachtfluggesellschaften mit 1,5 Prozent aber deutlich geringer ein. Deutschland ist mit gleich drei Standorten unter den Top-Frachtflughäfen in Europa. Frankfurt bleibt in der ersten Jahreshälfte 2019 der größte Frachtflughafen Europas, auch Leipzig/Halle und Köln/Bonn sind unter den großen Frachtflughäfen Europas.
- Ausblick: Die abgekühlte Konjunktur wird sich auch im zweiten Halbjahr 2019 auf die Luftverkehrsnachfrage auswirken. Das Sitzplatzangebot ab deutschen Flughäfen wächst nur noch wenig, da der Auffülleffekt der Air Berlin-Insolvenz Mitte des Jahres weitgehend abgeschlossen ist. Auf das Gesamtjahr bezogen, wird die bisher angemeldete Sitzplatzkapazität ab deutschen Flughäfen um 2,3 Prozent wachsen.
Jahresbilanz zur Lage der deutschen Luftfahrt 2018
Jahresbilanz zur Lage der deutschen Luftfahrt 2018
Das robuste Wachstum im Luftverkehr setzte sich auch im Jahr 2018 fort. Weltweit verbuchten Fluggesellschaften und Flughäfen ein Plus von über 6 Prozent. Auch die deutschen Flughäfen konnten 2018 mehr Passagiere begrüßen als im Vorjahr – obwohl sie den Wegfall des Flugangebots von Air Berlin zu kompensieren hatten. Mit 4,1 Prozent war das Wachstum an den heimischen Flughäfen aber niedriger als im weltweiten und europäischen Schnitt. Die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften ging bedingt durch den Marktaustritt von Air Berlin um 1,0 Prozent zurück. Die durch die Insolvenz entstandene Kapazitätslücke wurde zur Hälfte von deutschen und zur Hälfte von ausländischen Fluggesellschaften gefüllt. Dadurch verschärfte sich der Verlust von Marktanteilen: Seit 2011 haben die deutschen Fluggesellschaften an den hiesigen Flughäfen zehn Prozentpunkte verloren, allein vier Prozentpunkte davon im vergangenen Jahr. Auch im laufenden Jahr 2019 ist in Deutschland mit einem Wachstum des Luftverkehrs zu rechnen – das zeigen die Anmeldungen für den Flugplan, die (bereinigt um das Germania-Angebot) noch 2,3 Prozent über denen des vergangenen Jahres liegen.
Zu der heute vorgelegten Jahresbilanz 2018 sagte Prof. Klaus-Dieter Scheurle, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL): „Das Wachstum im Luftverkehr geht weiter. Dies erhöht die Anforderungen an eine bedarfsgerechte Infrastruktur am Boden und in der Luft. Vor diesem Hintergrund brauchen wir nun dringend strukturelle Veränderungen, damit der Luftverkehr nicht an seine Grenzen stößt.“
Scheurle appellierte an alle Beteiligten, vorhandene Kapazitätsengpässe zu beheben, um die steigende Nachfrage nach Luftverkehr auch langfristig bedienen zu können: „Die Unternehmen der Luftverkehrswirtschaft haben ihrerseits viele Ressourcen dafür aufgewendet, um den Flugbetrieb stabiler abwickeln zu können als im Sommer 2018 und um sich für weiteres Wachstum zu wappnen. Doch es gibt auch Themen, bei denen Politik und Behörden die Weichen stellen müssen“. Die Kapazität im europäischen Flugsicherungsraum müsse erhöht werden. Hier sei vor allem die europäische Politik gefragt. Diese müsse den Rahmen für einen flexibleren Lotseneinsatz, eine zunehmende Automatisierung der Lotsendienste und für mehr grenzüberschreitende Kooperationen setzen. Und am Boden komme in Deutschland dazu, dass die staatlichen Sicherheitskontrollen aufgrund mangelnder Effizienz lange Warteschlangen und auch Verspätungen produzieren. Die deutsche Luftverkehrswirtschaft sei bereit, an großen Flughäfen mehr Verantwortung bei der Durchführung der Kontrollen zu übernehmen. Und schließlich müsse auch sichergestellt werden, dass die Flughafeninfrastruktur bedarfsgerecht ausgebaut wird.
Scheurle wies auf den anhaltenden Wettbewerbsdruck hin: „Wir haben leistungsstarke Fluggesellschaften und Flughäfen, doch der Wettbewerb im internationalen Luftverkehr bleibt intensiv.“ Die deutschen Fluggesellschaften hätten an den heimischen Flughäfen im vergangenen Jahr weiter Marktanteile verloren. Seit 2011 sei ein Rückgang von 67 auf inzwischen nur noch 57 Prozent zu verzeichnen. Das zeige, wie wichtig es sei, dass der Staat faire Rahmenbedingungen für den Wettbewerb setze. Scheurle: „Wir würden sehr begrüßen, wenn die Bundesregierung nun ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag umsetzt und die nationalen Sonderbelastungen für den Luftverkehr abbaut.“ Damit ließe sich auch die Investitionskraft für weitere Fortschritte bei Klimaschutz und Lärmschutz stärken. Konkret forderte Scheurle, den nationalen Alleingang bei der Luftverkehrsteuer und bei der Finanzierung der Luftsicherheitskosten zu beenden und die europäische Insellösung beim Emissionshandel durch das international vereinbarte Klimaschutzinstrument CORSIA zu ersetzen.
Die Ergebnisse des Jahresberichts 2018 im Einzelnen:
- Fluggesellschaften: Der weltweite Luftverkehr ist 2018 robust weitergewachsen. Die Verkehrsleistung der Fluggesellschaften hat weltweit um 6,5 Prozent zugelegt, dabei lagen die europäischen Fluggesellschaften mit 6,6 Prozent im internationalen Durchschnitt. Die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften ist gegenüber dem Vorjahr in Summe um 1,0 Prozent zurückgegangen. Dieser Effekt ist vor allem dem Marktaustritt von Air Berlin zuzuschreiben, denn die verbliebenen deutschen Fluggesellschaften konnten trotz Wachstum den Verkehrsrückgang durch die Air Berlin-Insolvenz nicht allein kompensieren. Insgesamt transportierten die deutschen Fluggesellschaften im Jahr 2018 rund 163 Millionen Passagiere und erreichten eine leicht verbesserte Auslastung von 82,7 Prozent.

- Flughäfen: Die deutschen Flughäfen begrüßten 2018 rund 244 Millionen Fluggäste und somit 4,1 Prozent mehr Passagiere als im Vorjahr. Es ist also gelungen, das Passagieraufkommen trotz des Marktaustritts der Air Berlin deutlich zu steigern. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass dieses Wachstum aber unterproportional ausfällt: Weltweit haben die Flughäfen 6,0 Prozent mehr Passagiere verbuchen können, im europäischen Durchschnitt waren es 6,2 Prozent. Beim Verkehr zu europäischen Zielen konnten die deutschen Flughäfen starkes Wachstum verzeichnen, der innerdeutsche Verkehr ging hingegen leicht zurück.
- Flugbewegungen: Im Jahr 2018 zählte die Deutsche Flugsicherung 3,35 Millionen Flüge im deutschen Luftraum, das entspricht einem Wachstum von 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei stieg die Zahl der Überflüge noch stärker als die Zahl der Starts und Landungen an den Flughäfen in Deutschland. Durch die zentrale Lage in Europa führen ohnehin sehr viele Überflüge über Mittel- und Süddeutschland.
- Pünktlichkeit: Das anhaltende Wachstum der Flugbewegungen stellt eine enorme Herausforderung für die luft- und bodenseitige Infrastruktur sowie für die Flugbetriebe der Fluggesellschaften dar. 2018 kam es in Deutschland wie in ganz Europa vermehrt zu Verspätungen und Flugstreichungen. Besonders stark war der Anstieg der Verspätungen in den Sommermonaten. Ursachen für den Anstieg von Verspätungen und Annullierungen waren strukturelle Kapazitätsengpässe und Sonderfaktoren wie die Integrationsaufgaben infolge der Air Berlin-Insolvenz, die Fluglotsenstreiks in Südeuropa und eine besondere Häufung von Gewittern.
- Marktanteile: Der seit Jahren anhaltende Trend, dass die deutschen Fluggesellschaften Marktanteile in ihrem Heimatmarkt verlieren, während ausländische Fluggesellschaften Kapazitäten aufbauen und ihre Position im deutschen Markt stärken, hielt auch 2018 an. Gemessen am Sitzplatzangebot haben die deutschen Fluggesellschaften seit 2011 in Summe 10 Prozentpunkte Marktanteil verloren. Durch den Marktaustritt der Air Berlin wurde diese Entwicklung noch einmal verschärft. Dabei hat sich der Marktanteil der ehemaligen Air Berlin zu gleichen Teilen auf deutsche und auf nicht-deutsche Fluggesellschaften verteilt. Die Fluggesellschaft Germania, die am 4. Februar 2019 Insolvenz anmelden musste, hatte im Jahr 2018 im Verkehr von und nach Deutschland einen Angebotsanteil von 1,6 Prozent (gemessen in Sitzplätzen).
- Ticketpreise: Trotz der Marktkonsolidierung ist das durchschnittliche Ticketpreisniveau im innerdeutschen und im innereuropäischen Luftverkehr gesunken, im interkontinentalen Verkehr hingegen leicht gestiegen. Mit dem Marktaustritt von Air Berlin Ende Oktober 2017 ging mit einem Mal sehr viel Kapazität verloren. Mit dem Angebotsrückgang reduzierte sich auch vorübergehend die Anzahl von günstigen Tickets, insbesondere im innerdeutschen Markt. Seit Januar 2018 wurde das Angebot zunehmend wieder von deutschen und ausländischen Fluggesellschaften ausgeglichen. Mit dem erneuten Ausbau des Angebots kamen wieder zusätzliche günstige Tickets in den Markt. Neben dem Angebotsausgleich sorgt der anhaltend starke Wettbewerb im internationalen Luftverkehr für ein niedriges Preisniveau.
- Luftfracht: Die Nachfrage nach Luftfracht ist auch im Jahr 2018 gestiegen, allerdings etwas weniger dynamisch als im Vorjahr. Die Verkehrsleistung im weltweiten Luftfrachtverkehr legte um 3,5 Prozent zu (Vorjahr: 9,0 Prozent), in Europa legten die frachttransportierenden Fluggesellschaften um 3,2 Prozent zu. Gewachsen sind europaweit vor allem kleinere Luftfrachtstandorte sowie spezialisierte Flughäfen, an denen Expressfracht-Sendungen umgeschlagen werden, wie Leipzig/Halle und Köln/Bonn.
- Ausblick: Nach Prognosen der IATA wird das Wachstum im weltweiten Luftverkehr im Jahr 2019 weiter anhalten und sich gegenüber 2018 nur leicht abkühlen. In Deutschland weisen die aktuellen Anmeldungen im Flugplan ein Kapazitätswachstum (ohne Germania) von 2,3 Prozent aus. Es bleibt also weiter bei einer steigenden Nachfrage, die in einem wettbewerbsintensiven Umfeld stattfindet und die operativen Bereiche wie auch die Infrastruktur stark fordern wird.
Zweimal im Jahr legt der BDL Kennzahlen zur Lage der deutschen Luftverkehrswirtschaft vor und ordnet diese anhand von internationalen Vergleichszahlen ein. Für den Jahresbericht zieht der BDL unterschiedliche aktuelle Quellen heran: die konsolidierten Zahlen der BDL-Mitgliedsunternehmen, weltweite Vergleichszahlen der internationalen Verbände IATA und ACI sowie Daten des Statistischen Bundesamtes, des IWF und der europäischen Flugsicherungsorganisation Eurocontrol.
BDL Klimaschutzreport 2018
BDL Klimaschutzreport 2018

Luftverkehr wird immer energieeffizienter. So haben die deutschen Fluggesellschaften den spezifischen Energieverbrauch erneut senken können – auf nur noch 3,58 Liter Flugkraftstoff pro Passagier und 100 km. Das geht aus dem aktuellen Klimaschutzreport hervor, den der BDL jetzt veröffentlicht hat. Dabei handelt es sich um den tatsächlichen Energieverbrauch der Flugzeugflotten der BDL-Mitgliedsunternehmen, der nicht auf Basis theoretischer Herstellerangaben, sondern auf Grundlage des real gemessenen Verbrauchs errechnet wurde. Damit hat sich die Energieeffizienz seit 1990 um insgesamt 43 Prozent verbessert.
„Die deutschen Flugzeugflotten sind heute so energieeffizient wie nie zuvor! Der neue Effizienzrekord zeigt, dass Klimaschutz im Luftverkehr am besten durch Investitionen in moderne, energieeffiziente Flugzeuge gelingt. Hier haben wir schon viel erreicht. Damit wir auf diesem Weg weitere Fortschritte machen können, müssen wir die Investitionskraft der Unternehmen erhalten. Einseitige nationale Sonderlasten wie die Luftverkehrsteuer oder auch die gelegentliche Forderung nach einer Kerosinbesteuerung gehen in die falsche Richtung, weil sie den Fluggesellschaften die benötigte Investitionskraft entziehen – und damit auch dem Klimaschutz schaden“, betont BDL-Präsident Prof. Klaus-Dieter Scheurle.
Obwohl der Energiebedarf pro Passagier dank besserer Effizienz und Auslastung kontinuierlich sinkt, nehmen die CO2-Emissionen durch das internationale Verkehrswachstum weltweit weiter zu. Deswegen hat die UN-Luftfahrtorganisation ICAO für den internationalen Luftverkehr die Einführung des CO2-Kompensationssystems CORSIA beschlossen, das die wachstumsbedingten CO2-Emissionen auf dem Niveau von 2020 stabilisieren wird. Damit ist die Luftfahrt die erste Branche mit einem wirksamen internationalen Klimaschutzinstrument.
Die wichtigsten Ergebnisse des Klimaschutzreports 2018:
- Anhaltend niedriger Verbrauch im Passagierverkehr: Im Jahr 2017 verbrauchten die Flugzeuge der deutschen Fluggesellschaften durchschnittlich 3,58 Liter Kerosin pro 100 Personenkilometer. Im Vergleich zu 1990 sind das 43 Prozent weniger.<7p>
- Deutsche Frachtflugzeuge fliegen so effizient wie nie zuvor: Auf Passagiere umgerechnet (je 100 kg inklusive Gepäck) verbraucht die Fracht-Flotte der Lufthansa Cargo nur 1,80 Liter auf 100 Kilometer.
- Geringerer Treibstoffbedarf dank neuem Fluggerät: Die deutschen Fluggesellschaften investieren in den nächsten Jahren in 242 verbrauchsärmere Flugzeuge zum Listenpreis von 39 Milliarden Euro. Technische Innovationen sorgen dafür, dass der Treibstoffbedarf mit jeder Flugzeuggeneration um bis zu 25 Prozent sinkt. Die Investitionen in neue Flugzeuge könnten jedoch höher ausfallen, wenn der Gesetzgeber wettbewerbsverzerrende Sonderbelastungen wie die Luftverkehrsteuer abbauen würde.
- Flughäfen senken CO2-Ausstoß: Die Flughäfen konnten ihre spezifischen CO2-Emissionen zwischen 2010 und 2017 um mehr als 38 Prozent auf 1,91kg CO2 pro Verkehrseinheit senken.
- Deutsche Flugsicherung leistet Beitrag: Immer weniger Umwege: Die DFS reduzierte die durchschnittliche Abweichung von der Ideallinie einer Flugstrecke in Deutschland in den vergangenen Jahren um 31 Prozent. 2017 fielen durch die Vermeidung von Umwegen rund 69.000 Tonnen weniger CO2 an.
Der vollständige BDL-Klimaschutzreport 2018 steht auf der BDL-Website unter bdl.aero zum Download zur Verfügung. Weitere Informationen zum Thema Klimaschutz im Luftverkehr finden Sie auf dem Klimaschutz-Portal klimaschutz-portal.aero.
Halbjahreszahlen zur Lage der deutschen Luftfahrt 2018
Halbjahreszahlen zur Lage der deutschen Luftfahrt 2015
Der weltweite Luftverkehr wuchs im ersten Halbjahr 2018 weiter, wenn auch etwas schwächer als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Auch die deutschen Flughäfen konnten trotz der Insolvenz der zweitgrößten Fluggesellschaft Air Berlin ein Wachstum verbuchen. Dieses fiel jedoch mit 2,3 Prozent deutlich unterproportional aus, denn das weltweite Wachstum wie auch das europäische Wachstum lagen bei über 6 Prozent. Die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften ging bedingt durch den Marktaustritt der Air Berlin um 3,6 Prozent zurück. In die entstandene Kapazitätslücke sind ganz wesentlich auch ausländische Fluggesellschaften vorgestoßen, sodass der Marktanteil der deutschen Fluggesellschaften an den deutschen Flughäfen weiter gesunken ist – von 59,7 Prozent auf 56,7 Prozent binnen eines Jahres.
Zu der heute vorgelegten Halbjahresbilanz 2018 sagte Prof. Klaus-Dieter Scheurle, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL): „Wir begrüßen, dass das Flugangebot an den deutschen Flughäfen leicht gewachsen ist, obwohl die zweitgrößte Fluggesellschaft vom Markt verschwunden ist. Doch die Tendenz, dass deutsche Luftverkehrsunternehmen Marktanteile verlieren, setzt sich ungebremst fort. Wir haben leistungsstarke Fluggesellschaften und Flughäfen, doch unsere Unternehmen haben Sonderbelastungen zu schultern, die unsere Wettbewerber so nicht kennen. Es ist nun an der Politik, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, damit der Trend der erodierenden Marktanteile endlich gestoppt werden kann.“ Konkret forderte Scheurle das Ende des nationalen Alleingangs bei der Luftverkehrsteuer, eine Neuorganisation der im europäischen Vergleich weniger effizienten Sicherheitskontrollen sowie dass die Betriebszeiten an den deutschen Flughäfen nicht immer weiter eingeschränkt werden.
Zudem verwies Scheurle auf die gravierenden Kapazitätsengpässe in Deutschland und in ganz Europa, die gegenwärtig noch immer zu Unregelmäßigkeiten führen: „Die aktuelle Situation mit zunehmenden Verspätungen und Flugausfällen sowie langen Wartezeiten bei den Sicherheitskontrollen entspricht nicht dem Qualitätsversprechen und auch nicht dem eigenen Anspruch der Luftverkehrsbranche. In diesem Sommer erleben wir, dass die gegenwärtige Kapazität im europäischen Luftverkehr an vielen Stellen nicht mit der Nachfrage mitgewachsen ist und zunehmend an ihre Grenzen stößt. Diese Grenzen sind aber überwindbar, wenn alle Beteiligten intensiv daran arbeiten, die Kapazitätsengpässe zu beheben.“
Scheurle verwies darauf, dass Fluggesellschaften, Flughäfen und die Deutsche Flugsicherung ihre Anstrengungen verstärkt haben, um den Flugbetrieb in der gegenwärtigen Lage größtmöglich zu stabilisieren. Insbesondere im Hinblick auf die langfristigen Wachstumsprognosen forderte er auch staatliche Stellen auf, bei den von ihnen verantworteten Themen zu handeln: „Da, wo uns als Unternehmen die Hände gebunden sind, müssen auch Politik und Verwaltung tätig werden, damit die Infrastruktur nicht zum Flaschenhals wird: Die Kapazität im europäischen Luftraum sollte erhöht werden, die Sicherheitskontrollen sollten effizienter gestaltet werden und unsere Flughafeninfrastruktur sollte bedarfsgerecht ausgebaut werden.“
Die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2018 im Einzelnen:
- Flughäfen: Die deutschen Flughäfen begrüßten in den ersten sechs Monaten des Jahres rund 112 Millionen Fluggäste und somit 2,3 Prozent mehr Passagiere als im Vorjahr. Insgesamt können die deutschen Flughäfen also positives Wachstum verbuchen. Dieses fällt jedoch deutlich schwächer aus als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum, denn in den ersten sechs Monaten 2017 wuchsen sie um 6,4 Prozent. Beim Verkehr zu europäischen und internationalen Zielen konnten die Flughäfen Wachstum verzeichnen, der innerdeutsche Verkehr ging hingegen um fast 5 Prozent zurück. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die deutschen Flughäfen deutlich unterproportional gewachsen sind: Weltweit haben die Flughäfen 6,4 Prozent mehr Passagiere verbuchen können, im europäischen Durchschnitt waren es 6,7 Prozent. Wesentlicher Grund für die abnehmende Wachstumsdynamik in diesem Jahr sind vorübergehende Kapazitätsrückgänge infolge des Marktaustritts der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin.
- Fluggesellschaften: Deutsche Fluggesellschaften transportierten in den ersten sechs Monaten 2018 rund 73 Millionen Passagiere und somit 4,5 Prozent weniger als im ersten Halbjahr des Vorjahres. Während die weltweite Verkehrsleistung der Fluggesellschaften um 7,0 Prozent zulegen konnte und die europäischen Fluggesellschaften mit 6,3 Prozent wuchsen, ging die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften um 3,6 Prozent zurück (Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2017 lag das Wachstum der deutschen Fluggesellschaften noch bei rund 6 Prozent). Dabei fällt die Insolvenz von Air Berlin besonders stark ins Gewicht, denn im ersten Halbjahr 2017 flog Air Berlin noch uneingeschränkt.

- Marktanteile: Das ohnehin unterproportionale Wachstum an den deutschen Flughäfen kommt im Wesentlichen von ausländischen Fluggesellschaften. Der seit Jahren anhaltende Trend, dass die deutschen Fluggesellschaften Marktanteile in ihrem Heimatmarkt verlieren, während ausländische Fluggesellschaften Kapazitäten aufbauen und ihre Position im deutschen Markt stärken, hält an und wird durch den Marktaustritt der Air Berlin noch einmal verschärft. So ist der Marktanteil der deutschen Fluggesellschaften an hiesigen Flughäfen von 66,1 Prozent im ersten Halbjahr 2012 auf nur noch 56,7 Prozent im ersten Halbjahr 2018 gesunken. Allein drei Prozentpunkte haben die deutschen Fluggesellschaften gegenüber dem ersten Halbjahr 2017 verloren.
- Low Cost: Das Wachstum an den deutschen Flughäfen wird weiter vom Low-Cost-Segment getrieben. In den ersten sechs Monaten des Jahres waren knapp 29 Prozent aller Flüge von deutschen Flughäfen Low-Cost-Flüge. Das waren 17 Prozentpunkte mehr als im ersten Halbjahr 2012. Allein im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017 ist der Anteil des Low-Cost-Segments um 5 Prozentpunkte gestiegen. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Kapazitätslücke, die durch die Air Berlin-Insolvenz entstanden ist, im Wesentlichen mit Low-Cost-Angeboten aufgefüllt wurde. Auch im Langstreckenmarkt spielen Low-Cost-Verkehre eine immer größere Rolle.
- Ticketpreise: Unmittelbar nach dem Marktaustritt der Air Berlin waren günstige Flugtickets nur begrenzt verfügbar, was zu einer vorübergehenden Steigerung der Preise gerade im innerdeutschen Verkehr geführt hat. Mittlerweile sind die Ticketpreise wieder gesunken und auf einem historischen Tiefstand angekommen. Laut Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamts lag das Preisniveau im Juni unter dem des Vorjahres: Innerdeutsche Flüge kosteten 4,3 Prozentpunkte weniger als im Juni 2017, Flugtickets zu europäischen Zielen 3,0 Prozentpunkte weniger und Tickets zu interkontinentalen Zielen 7,1 Prozentpunkte weniger. Die gesunkenen Ticketpreise lassen sich vor allem darauf zurückführen, dass Anbieter aus dem In- und Ausland die durch die Insolvenz entstandene Kapazitätslücke seit Jahresbeginn sukzessive auffüllen: Schon im Oktober dieses Jahres, also noch in der laufenden Flugplanperiode, wird das Flugangebot ab deutschen Flughäfen 7,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahres liegen.
- Luftfracht: Die Nachfrage nach Luftfracht wächst weiter, doch die Wachstumsdynamik des letzten Jahres schwächt sich ab. So konnte die Verkehrsleistung im weltweiten Luftfrachtverkehr im ersten Halbjahr 2018 um 4,7 Prozent zulegen, während das Wachstum in der ersten Hälfte des Vorjahres noch bei 10,4 Prozent lag. Gründe dafür sind unter anderem protektionistische Tendenzen in der Weltwirtschaft sowie steigende Treibstoffkosten. An den Flughäfen ist das Frachtaufkommen vor allem an solchen Standorten gewachsen, an denen die Kapazität nicht durch Nachtflugverbote beschränkt wird: In Deutschland sind das die Flughäfen Leipzig/Halle und Köln/Bonn.
- Flugbewegungen: Das Wachstum der durch die DFS Deutsche Flugsicherung kontrollierten Flugbewegungen nähert sich einem neuen Rekordwert. Im ersten Halbjahr 2018 gab es bereits 1,59 Millionen Flugbewegungen im deutschen Luftraum, das sind 3,2 Prozent mehr Flugbewegungen als im ersten Halbjahr 2017.
- Kapazitätsengpässe: Im laufenden Jahr werden deutlich mehr Flugbewegungen abgewickelt als prognostiziert. In diesem Kontext kommt es zurzeit in Deutschland wie in ganz Europa zu Kapazitätsengpässen, die in der Folge zu Verspätungen und Flugstreichungen führen. Nach Angaben von Eurocontrol wurden noch im Januar weniger Verspätungen als im Vorjahr gemeldet, seitdem jedoch durchgehend mehr Verspätungen als im Vorjahr: So betrug die durchschnittliche Verspätungszeit eines Fluges im Juni in Europa 17,5 Minuten (Vorjahr: 13,1 Minuten). Im gleichen Monat waren 6,5 Prozent aller Flüge in Europa um mehr als eine Stunde verspätet (Vorjahr: 4,0 Prozent). Für diese Häufung von Unregelmäßigkeiten gibt es mehrere Gründe, die sich gegenseitig verstärken: fehlende Kapazitäten durch die noch nicht vollendete Air Berlin-Integration, Streiks bei Luftverkehrsunternehmen und Dienstleistern, Wetterereignisse wie z. B. Gewitter, Kapazitätsengpässe im europäischen Luftraum, unflexible Betriebszeiten an deutschen Flughäfen sowie lange Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen.
Boeing Current Market Outlook 2017
Boeing hebt Prognose für Nachfrage nach neuen Flugzeugen an
- Marktausblick für die nächsten 20 Jahre prognostiziert mehr als 41.000 neue Flugzeuge im Wert von 6.1 Billionen US-Dollar
- Anstieg von 3,6 Prozent gegenüber Prognose von 2016
LE BOURGET, Frankreich, 20. Juni 2017 - Boeing hat seine Prognose für die Nachfrage nach neuen Flugzeugen angehoben und sagt für die nächsten 20 Jahre einen Bedarf an 41.030 neuen Flugzeugen im Wert von 6,1 Billionen US-Dollar voraus. Das Unternehmen hat heute auf der Paris Air Show seinen jährlichen Marktausblick „Current Market Outlook (CMO)“ vorgestellt, der einen Anstieg der Flugzeugnachfrage um 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresbericht prognostiziert. „Der Passagierverkehr war in diesem Jahr bisher sehr stark und wir gehen davon aus, dass er während der nächsten beiden Jahrzehnte jährlich um 4,7 Prozent ansteigt“, sagte Randy Tinseth, Vice President of Marketing von Boeing Commercial Airplanes. „Der Markt ist besonders im Bereich der Single-Aisle-Flugzeuge sehr aufnahmefähig, da immer mehr Menschen auf dem Luftweg reisen.“ Das Single-Aisle-Marktsegment wird im Prognosezeitraum den größten Zuwachs erleben, angetrieben von Billigfluggesellschaften und den aufstrebenden Wachstumsmärkten. In diesem Segment werden 29.530 neue Flugzeuge benötigt werden, eine Steigerung von fast fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Ausblick für das Großraumflugzeugsegment umfasst einem Bedarf von 9.130 neuen Flugzeugen, mit einer großen potentiellen Nachfragewelle für Flugzeuge, die ältere Maschinen ersetzen, ab Beginn des nächsten Jahrzehnts. Da sich Fluggesellschaften zunehmend auf kleinere und mittlere/große Großraumflugzeuge wie die 787 und 777X verlagern, wird der primäre Bedarf an sehr großen Flugzeugen künftig vor allem im Frachtermarkt liegen. Boeing rechnet im Prognosezeitraum mit einer Nachfrage an 920 neu produzierten Großraumfrachtern.
Boeing Current Market Outlook 2017 - Seite 1:
Boeing Current Market Outlook 2017 - Seite 2:
Boeing Current Market Outlook - Seite 3:
Halbjahreszahlen zur Lage der Deutschen Luftfahrt 2016
Halbjahreszahlen zur Lage der Deutschen Luftfahrt 2016
Im Vergleich zu der europäischen und internationalen Entwicklung hinkt die deutsche Luftfahrt hinterher. Das zeigen die heute vorgelegten Halbjahreszahlen des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Während der Passagierluftverkehr (in verkauften Personenkilometern) weltweit in den ersten sechs Monaten des Jahres 2016 insgesamt um 6 Prozent gewachsen ist, verzeichneten die deutschen Fluggesellschaften ein Minus von 0,8 Prozent. Das Wachstum im Weltluftverkehr wird vor allem von den Airlines aus dem Nahen Osten mit einem Wachstum von 10,6 Prozent getragen. Zum Vergleich: Die europäischen Fluggesellschaften wuchsen im gleichen Zeitraum nur um 3,8 Prozent.
Zu dieser Schieflage erklärt BDL-Präsident Dr. Stefan Schulte: "Die Zahlen bestätigen die Analyse des Luftverkehrsgutachtens der Bundesregierung!" Darin wird hervorgehoben, dass die deutschen Luftverkehrsunternehmen im internationalen Wettbewerb benachteiligt sind. Insbesondere sind es die einseitigen gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie die nationalen Alleingänge bei der Luftverkehrsteuer, bei den Luftsicherheitskosten und bei den rigidesten Nachtflugbeschränkungen, die die deutsche Luftverkehrswirtschaft im internationalen Wettbewerb benachteiligen. Schulte weiter: "Fluggesellschaften und Flughäfen senken ihre Kosten, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Aber wir warten immer noch darauf, dass die große Koalition ihr Vorhaben, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Luftverkehrswirtschaft auch bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen zu stärken, in dieser Legislaturperiode umsetzt."
Die Wachstumsschwäche der deutschen Fluggesellschaften wirkt sich auch auf die Entwicklung der Flughäfen in Deutschland aus. Diese konnten in den ersten sechs Monaten des Jahres lediglich 2,9 Prozent mehr Passagiere begrüßen als im Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zu anderen europäischen Flughäfen ist das ein unterdurchschnittliches Plus. Dabei fällt auf, dass das Wachstum im Wesentlichen nur noch von ausländischen Airlines erzeugt wird. Diese erhöhen ihren Marktanteil, indem sie ihre innereuropäischen Direktverbindungen von Deutschland aus kontinuierlich ausbauen. Der Marktanteil der deutschen Airlines dagegen hat sich in den letzten Jahren auf rund 60 Prozent (2012: 69 Prozent) reduziert.
Eine weitere Entwicklung macht der deutschen Luftverkehrswirtschaft Sorgen. Deutschland hat über Jahrzehnte hinweg von einer Vielzahl direkter interkontinentaler Verbindungen und einer starken Anbindung an die globale Luftverkehrsmobilität profitiert. Jetzt aber stagniert diese Entwicklung. Aus Sicht des BDL-Präsidenten sind diese Direktverbindungen zu Fernzielen beispielsweise in Asien von großer Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auf globalen Märkten und damit letztlich für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Schulte warnt: "Diese weltweite Anbindung ist kein Selbstläufer. Wir dürfen diesen Wettbewerbsvorteil nicht leichtfertig verspielen." Dabei verweist Schulte z.B. auf die Niederlande und die Türkei. Zwischen 2010 und 2016 haben die beiden Länder ihre Direktverbindungen zu internationalen Zielen kontinuierlich erhöht.
Die Entwicklung im Frachtverkehr (gemessen in Frachttonnenkilometern) muss je nach Geschäftsmodell differenziert betrachtet werden. Die klassische Luftfracht oder General Cargo tritt wegen des stagnierenden Welthandels auf der Stelle. Hier haben die Frachtairlines weltweit im ersten Halbjahr lediglich 0,5 Prozent mehr Frachttonnenkilometer verkaufen können als noch im Vorjahr. Ganz anders zeigt sich die Situation bei der Integrator- oder Expressfracht, also bei Anbietern, die die komplette Logistikkette von der Abholung beim Versender bis hin zur Auslieferung beim Empfänger anbieten. Dieses Geschäftsmodell kann seinen Wachstumskurs aufgrund des boomenden Online-Handels fortsetzten. Zwingende Voraussetzung, dass das auch zukünftig so bleibt, sind wettbewerbsfähige Betriebszeiten, die den für dieses Geschäftsmodell zwingenden Nachtflugbetrieb sichern. Seit 2015 legt der BDL regelmäßig zweimal im Jahr Zahlen zur Lage der Luftverkehrsbranche vor. Diese Zahlen umfassen zum einen die Entwicklung sowohl der Fluggesellschaften als auch der Flughäfen und zum anderen werden die deutschen Zahlen in den Zusammenhang mit den internationalen Entwicklungen gestellt. Dabei fügt der BDL unterschiedliche aktuelle Quellen zusammen: Diese sind:
- die konsolidierten Zahlen der BDL-Mitgliedsunternehmen,
- die allerneuesten Ergebnisse der ADV-Statistik,
- und die allerneuesten Zahlen der IATA.
Diese Zusammenführung der aktuellsten Ergebnisse ermöglicht es, die Lage der Branche im internationalen Vergleich darzustellen.