Luftfahrtberichte
BDL Klimaschutzreport 2018
BDL Klimaschutzreport 2018
Luftverkehr wird immer energieeffizienter. So haben die deutschen Fluggesellschaften den spezifischen Energieverbrauch erneut senken können – auf nur noch 3,58 Liter Flugkraftstoff pro Passagier und 100 km. Das geht aus dem aktuellen Klimaschutzreport hervor, den der BDL jetzt veröffentlicht hat. Dabei handelt es sich um den tatsächlichen Energieverbrauch der Flugzeugflotten der BDL-Mitgliedsunternehmen, der nicht auf Basis theoretischer Herstellerangaben, sondern auf Grundlage des real gemessenen Verbrauchs errechnet wurde. Damit hat sich die Energieeffizienz seit 1990 um insgesamt 43 Prozent verbessert.
„Die deutschen Flugzeugflotten sind heute so energieeffizient wie nie zuvor! Der neue Effizienzrekord zeigt, dass Klimaschutz im Luftverkehr am besten durch Investitionen in moderne, energieeffiziente Flugzeuge gelingt. Hier haben wir schon viel erreicht. Damit wir auf diesem Weg weitere Fortschritte machen können, müssen wir die Investitionskraft der Unternehmen erhalten. Einseitige nationale Sonderlasten wie die Luftverkehrsteuer oder auch die gelegentliche Forderung nach einer Kerosinbesteuerung gehen in die falsche Richtung, weil sie den Fluggesellschaften die benötigte Investitionskraft entziehen – und damit auch dem Klimaschutz schaden“, betont BDL-Präsident Prof. Klaus-Dieter Scheurle.
Obwohl der Energiebedarf pro Passagier dank besserer Effizienz und Auslastung kontinuierlich sinkt, nehmen die CO2-Emissionen durch das internationale Verkehrswachstum weltweit weiter zu. Deswegen hat die UN-Luftfahrtorganisation ICAO für den internationalen Luftverkehr die Einführung des CO2-Kompensationssystems CORSIA beschlossen, das die wachstumsbedingten CO2-Emissionen auf dem Niveau von 2020 stabilisieren wird. Damit ist die Luftfahrt die erste Branche mit einem wirksamen internationalen Klimaschutzinstrument.
Die wichtigsten Ergebnisse des Klimaschutzreports 2018:
- Anhaltend niedriger Verbrauch im Passagierverkehr: Im Jahr 2017 verbrauchten die Flugzeuge der deutschen Fluggesellschaften durchschnittlich 3,58 Liter Kerosin pro 100 Personenkilometer. Im Vergleich zu 1990 sind das 43 Prozent weniger.<7p>
- Deutsche Frachtflugzeuge fliegen so effizient wie nie zuvor: Auf Passagiere umgerechnet (je 100 kg inklusive Gepäck) verbraucht die Fracht-Flotte der Lufthansa Cargo nur 1,80 Liter auf 100 Kilometer.
- Geringerer Treibstoffbedarf dank neuem Fluggerät: Die deutschen Fluggesellschaften investieren in den nächsten Jahren in 242 verbrauchsärmere Flugzeuge zum Listenpreis von 39 Milliarden Euro. Technische Innovationen sorgen dafür, dass der Treibstoffbedarf mit jeder Flugzeuggeneration um bis zu 25 Prozent sinkt. Die Investitionen in neue Flugzeuge könnten jedoch höher ausfallen, wenn der Gesetzgeber wettbewerbsverzerrende Sonderbelastungen wie die Luftverkehrsteuer abbauen würde.
- Flughäfen senken CO2-Ausstoß: Die Flughäfen konnten ihre spezifischen CO2-Emissionen zwischen 2010 und 2017 um mehr als 38 Prozent auf 1,91kg CO2 pro Verkehrseinheit senken.
- Deutsche Flugsicherung leistet Beitrag: Immer weniger Umwege: Die DFS reduzierte die durchschnittliche Abweichung von der Ideallinie einer Flugstrecke in Deutschland in den vergangenen Jahren um 31 Prozent. 2017 fielen durch die Vermeidung von Umwegen rund 69.000 Tonnen weniger CO2 an.
Der vollständige BDL-Klimaschutzreport 2018 steht auf der BDL-Website unter bdl.aero zum Download zur Verfügung. Weitere Informationen zum Thema Klimaschutz im Luftverkehr finden Sie auf dem Klimaschutz-Portal klimaschutz-portal.aero.
Halbjahreszahlen zur Lage der deutschen Luftfahrt 2018
Halbjahreszahlen zur Lage der deutschen Luftfahrt 2015
Der weltweite Luftverkehr wuchs im ersten Halbjahr 2018 weiter, wenn auch etwas schwächer als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Auch die deutschen Flughäfen konnten trotz der Insolvenz der zweitgrößten Fluggesellschaft Air Berlin ein Wachstum verbuchen. Dieses fiel jedoch mit 2,3 Prozent deutlich unterproportional aus, denn das weltweite Wachstum wie auch das europäische Wachstum lagen bei über 6 Prozent. Die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften ging bedingt durch den Marktaustritt der Air Berlin um 3,6 Prozent zurück. In die entstandene Kapazitätslücke sind ganz wesentlich auch ausländische Fluggesellschaften vorgestoßen, sodass der Marktanteil der deutschen Fluggesellschaften an den deutschen Flughäfen weiter gesunken ist – von 59,7 Prozent auf 56,7 Prozent binnen eines Jahres.
Zu der heute vorgelegten Halbjahresbilanz 2018 sagte Prof. Klaus-Dieter Scheurle, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL): „Wir begrüßen, dass das Flugangebot an den deutschen Flughäfen leicht gewachsen ist, obwohl die zweitgrößte Fluggesellschaft vom Markt verschwunden ist. Doch die Tendenz, dass deutsche Luftverkehrsunternehmen Marktanteile verlieren, setzt sich ungebremst fort. Wir haben leistungsstarke Fluggesellschaften und Flughäfen, doch unsere Unternehmen haben Sonderbelastungen zu schultern, die unsere Wettbewerber so nicht kennen. Es ist nun an der Politik, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, damit der Trend der erodierenden Marktanteile endlich gestoppt werden kann.“ Konkret forderte Scheurle das Ende des nationalen Alleingangs bei der Luftverkehrsteuer, eine Neuorganisation der im europäischen Vergleich weniger effizienten Sicherheitskontrollen sowie dass die Betriebszeiten an den deutschen Flughäfen nicht immer weiter eingeschränkt werden.
Zudem verwies Scheurle auf die gravierenden Kapazitätsengpässe in Deutschland und in ganz Europa, die gegenwärtig noch immer zu Unregelmäßigkeiten führen: „Die aktuelle Situation mit zunehmenden Verspätungen und Flugausfällen sowie langen Wartezeiten bei den Sicherheitskontrollen entspricht nicht dem Qualitätsversprechen und auch nicht dem eigenen Anspruch der Luftverkehrsbranche. In diesem Sommer erleben wir, dass die gegenwärtige Kapazität im europäischen Luftverkehr an vielen Stellen nicht mit der Nachfrage mitgewachsen ist und zunehmend an ihre Grenzen stößt. Diese Grenzen sind aber überwindbar, wenn alle Beteiligten intensiv daran arbeiten, die Kapazitätsengpässe zu beheben.“
Scheurle verwies darauf, dass Fluggesellschaften, Flughäfen und die Deutsche Flugsicherung ihre Anstrengungen verstärkt haben, um den Flugbetrieb in der gegenwärtigen Lage größtmöglich zu stabilisieren. Insbesondere im Hinblick auf die langfristigen Wachstumsprognosen forderte er auch staatliche Stellen auf, bei den von ihnen verantworteten Themen zu handeln: „Da, wo uns als Unternehmen die Hände gebunden sind, müssen auch Politik und Verwaltung tätig werden, damit die Infrastruktur nicht zum Flaschenhals wird: Die Kapazität im europäischen Luftraum sollte erhöht werden, die Sicherheitskontrollen sollten effizienter gestaltet werden und unsere Flughafeninfrastruktur sollte bedarfsgerecht ausgebaut werden.“
Die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2018 im Einzelnen:
- Flughäfen: Die deutschen Flughäfen begrüßten in den ersten sechs Monaten des Jahres rund 112 Millionen Fluggäste und somit 2,3 Prozent mehr Passagiere als im Vorjahr. Insgesamt können die deutschen Flughäfen also positives Wachstum verbuchen. Dieses fällt jedoch deutlich schwächer aus als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum, denn in den ersten sechs Monaten 2017 wuchsen sie um 6,4 Prozent. Beim Verkehr zu europäischen und internationalen Zielen konnten die Flughäfen Wachstum verzeichnen, der innerdeutsche Verkehr ging hingegen um fast 5 Prozent zurück. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die deutschen Flughäfen deutlich unterproportional gewachsen sind: Weltweit haben die Flughäfen 6,4 Prozent mehr Passagiere verbuchen können, im europäischen Durchschnitt waren es 6,7 Prozent. Wesentlicher Grund für die abnehmende Wachstumsdynamik in diesem Jahr sind vorübergehende Kapazitätsrückgänge infolge des Marktaustritts der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin.
- Fluggesellschaften: Deutsche Fluggesellschaften transportierten in den ersten sechs Monaten 2018 rund 73 Millionen Passagiere und somit 4,5 Prozent weniger als im ersten Halbjahr des Vorjahres. Während die weltweite Verkehrsleistung der Fluggesellschaften um 7,0 Prozent zulegen konnte und die europäischen Fluggesellschaften mit 6,3 Prozent wuchsen, ging die Verkehrsleistung der deutschen Fluggesellschaften um 3,6 Prozent zurück (Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2017 lag das Wachstum der deutschen Fluggesellschaften noch bei rund 6 Prozent). Dabei fällt die Insolvenz von Air Berlin besonders stark ins Gewicht, denn im ersten Halbjahr 2017 flog Air Berlin noch uneingeschränkt.
- Marktanteile: Das ohnehin unterproportionale Wachstum an den deutschen Flughäfen kommt im Wesentlichen von ausländischen Fluggesellschaften. Der seit Jahren anhaltende Trend, dass die deutschen Fluggesellschaften Marktanteile in ihrem Heimatmarkt verlieren, während ausländische Fluggesellschaften Kapazitäten aufbauen und ihre Position im deutschen Markt stärken, hält an und wird durch den Marktaustritt der Air Berlin noch einmal verschärft. So ist der Marktanteil der deutschen Fluggesellschaften an hiesigen Flughäfen von 66,1 Prozent im ersten Halbjahr 2012 auf nur noch 56,7 Prozent im ersten Halbjahr 2018 gesunken. Allein drei Prozentpunkte haben die deutschen Fluggesellschaften gegenüber dem ersten Halbjahr 2017 verloren.
- Low Cost: Das Wachstum an den deutschen Flughäfen wird weiter vom Low-Cost-Segment getrieben. In den ersten sechs Monaten des Jahres waren knapp 29 Prozent aller Flüge von deutschen Flughäfen Low-Cost-Flüge. Das waren 17 Prozentpunkte mehr als im ersten Halbjahr 2012. Allein im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017 ist der Anteil des Low-Cost-Segments um 5 Prozentpunkte gestiegen. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Kapazitätslücke, die durch die Air Berlin-Insolvenz entstanden ist, im Wesentlichen mit Low-Cost-Angeboten aufgefüllt wurde. Auch im Langstreckenmarkt spielen Low-Cost-Verkehre eine immer größere Rolle.
- Ticketpreise: Unmittelbar nach dem Marktaustritt der Air Berlin waren günstige Flugtickets nur begrenzt verfügbar, was zu einer vorübergehenden Steigerung der Preise gerade im innerdeutschen Verkehr geführt hat. Mittlerweile sind die Ticketpreise wieder gesunken und auf einem historischen Tiefstand angekommen. Laut Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamts lag das Preisniveau im Juni unter dem des Vorjahres: Innerdeutsche Flüge kosteten 4,3 Prozentpunkte weniger als im Juni 2017, Flugtickets zu europäischen Zielen 3,0 Prozentpunkte weniger und Tickets zu interkontinentalen Zielen 7,1 Prozentpunkte weniger. Die gesunkenen Ticketpreise lassen sich vor allem darauf zurückführen, dass Anbieter aus dem In- und Ausland die durch die Insolvenz entstandene Kapazitätslücke seit Jahresbeginn sukzessive auffüllen: Schon im Oktober dieses Jahres, also noch in der laufenden Flugplanperiode, wird das Flugangebot ab deutschen Flughäfen 7,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahres liegen.
- Luftfracht: Die Nachfrage nach Luftfracht wächst weiter, doch die Wachstumsdynamik des letzten Jahres schwächt sich ab. So konnte die Verkehrsleistung im weltweiten Luftfrachtverkehr im ersten Halbjahr 2018 um 4,7 Prozent zulegen, während das Wachstum in der ersten Hälfte des Vorjahres noch bei 10,4 Prozent lag. Gründe dafür sind unter anderem protektionistische Tendenzen in der Weltwirtschaft sowie steigende Treibstoffkosten. An den Flughäfen ist das Frachtaufkommen vor allem an solchen Standorten gewachsen, an denen die Kapazität nicht durch Nachtflugverbote beschränkt wird: In Deutschland sind das die Flughäfen Leipzig/Halle und Köln/Bonn.
- Flugbewegungen: Das Wachstum der durch die DFS Deutsche Flugsicherung kontrollierten Flugbewegungen nähert sich einem neuen Rekordwert. Im ersten Halbjahr 2018 gab es bereits 1,59 Millionen Flugbewegungen im deutschen Luftraum, das sind 3,2 Prozent mehr Flugbewegungen als im ersten Halbjahr 2017.
- Kapazitätsengpässe: Im laufenden Jahr werden deutlich mehr Flugbewegungen abgewickelt als prognostiziert. In diesem Kontext kommt es zurzeit in Deutschland wie in ganz Europa zu Kapazitätsengpässen, die in der Folge zu Verspätungen und Flugstreichungen führen. Nach Angaben von Eurocontrol wurden noch im Januar weniger Verspätungen als im Vorjahr gemeldet, seitdem jedoch durchgehend mehr Verspätungen als im Vorjahr: So betrug die durchschnittliche Verspätungszeit eines Fluges im Juni in Europa 17,5 Minuten (Vorjahr: 13,1 Minuten). Im gleichen Monat waren 6,5 Prozent aller Flüge in Europa um mehr als eine Stunde verspätet (Vorjahr: 4,0 Prozent). Für diese Häufung von Unregelmäßigkeiten gibt es mehrere Gründe, die sich gegenseitig verstärken: fehlende Kapazitäten durch die noch nicht vollendete Air Berlin-Integration, Streiks bei Luftverkehrsunternehmen und Dienstleistern, Wetterereignisse wie z. B. Gewitter, Kapazitätsengpässe im europäischen Luftraum, unflexible Betriebszeiten an deutschen Flughäfen sowie lange Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen.